Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 422
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1882/0430
422 Psychische Studien. IX. Jahrg. 9. Heft. (September 1882.)

durch Anpassung und Vererbung von den complicirtesten
Erscheinungen rückwärts zu den einfachsten Formen organischen
Wesens erklärt wurde,*) so hoffte man auch in
diesem letzten Residuum die beiden unbequemen Gregner
Materie und Geist oder Bewegung und Empfindung mit
einander auszusöhnen und in diesen primitivsten Gebilden
als in schönster harmonischer Eintracht befindlich darzustellen
. Ursprünglich, d. h. wenn man die Sache als solche
betrachte, seien sie ein und dasselbe, und nur für den
thörichten menschlichen Blick thue sich plötzlich eine tiefe
Kluft auf, die aber für die auf höhere Inspiration gestützte
Anschauung verschwinde. Den richtigen Gedanken,
welche die monistiche Philosophie enthält, stimmen wir unbedingt
zu. Vor allem ist die Anwendung des Darwinschen Ent-
wicklungsprincips auf die Ethik eine sehr fruchtbare. Schon
Spinoza, so sehr seine rein theoretische Formulirung des
Substanzbegriffs dem zu widerstreben scheint, hat in merkwürdiger
Anticipation die Darwinschen Bestimmungen der
Selection und Anpassung auf ethischem Gebiete vorweggenommen
, (namentlich im 4. Theile seiner Ethik). Ist jene
Entdeckung, welche Lamarck und Darwin in dem Bereich
der Biologie gemacht haben, wirklich eine fundamentale,
auch nach ihrer methodologischen Seite hin, so wäre es in
der That äusserst seltsam, wenn nicht die übrigen Disciplinen
von jenen Impulsen mitergriffen werden sollten." —

So weit citiren wir unseren kritischen Gewährsmann,
um zu zeigen, wie die Philosophie der neuesten Zeit sich
zum Grundprincip der Psychologie stellt. Mit der Er-
kenntniss, dass mechanische Bewegung niemals in Empfindung
überschlagen oder sich verwandeln könne, ist ein
Dualismus constatirt, welcher das seelische Bereich ganz
sebstständig neben das Reich der bloss physikalisch und
chemisch bewegten Materie hinstellt. Es ergiebt sich, dass,
wie die Empfindung niemals aus bloss mechanischer Bewegung
abzuleiten ist, so auch die Seele niemals als aus
dem Schoosse der bewegten Materie hervorgehend angenommen
werden kann. Hier dürfte also das Darwinsche

*) Gegen die Darwinsche Selections-Theorie hat Prof. Moritz
Wagner bereits seit 20 Jahren sein gewichtiges Veto eingelegt mit
seiner Migrations-Theorie. Siehe Näheres in „ fVestermanris Illustr.
deutschen Monatsheften", Oktoberheft 1881: „Darwinistische Streittragen
." Nicht die „Auswahl der Besten im Kample ums Dasein*4
ist nach ihm das die Arten und ihre Fortentwickelung beherrschende
Gesetz, sondern vielmehr der Arten innere Jugendlichkeit durch Abzweigung
(Migration) naoh neuen Regionen mit neuen zusagenderen
Lebensbedingungen.

Der Referent €fr* €• W.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1882/0430