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436 Psychische Studien. IX. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1882.)
Zeichen vernehmen Hess. Bndlich hörte Herr Dr. Cyriax
ein leises Klopfen im Fussboden hinter dem Vorhange zur
Rechten des Mediums und stellte sofort die Anfrage, was die
Geister wünschten, er wolle das Alphabet abfragen. So
kam denn ziemlich langsam und zeitraubend der bei jedem
geltenden Buchstaben mit dreifachem Klopfen herausgeklopfte
und vielfach missverstandene Wunsch der mediu-
mistischen Kraft zu Tage, dass ein „Fenster" im Kabinet
des Mediums geöffnet werden solle. Es war offenbar zu
heiss im Zimmer und Kabinet, in denen sich mit dem
Medium über 50 Menschen befanden. Da3 Licht wurde
angezündet, und zwei Herren gingen das gewünschte Fenster
zu öffnen. Hierbei wurde das Medium beleuchtet, es sass
bereits im tiefen Trance mit geschlossenen Augen da.
Als das Licht wieder ausgelöscht war, kamen neue,
etwas stärkere Klopf laute, welche den Wunsch nach Gesang
kundgaben. Die Gesellschaft sang nun: „Weisst du,
wie viel Sternlein stehen ?" — wozu bei den letzten Strophen
plötzlich das Glöckchen der einen auf der Tliürschwelle
liegenden Mundharmonika den Takt mit angab. Aber weiter
erfolgte nichts. Auf neue Fragen klopfte es abermals alphabetisch
und forderte das Wiederschliessen des vorher
geöffneten Fensters. Bei einem zweiten Liede: ,,Wenn ich
zu meinem Kinde geh", begann die unsichtbare Kraft auf
der an der Thürschwelle liegenden Schlagzither am
Schlüsse zweier Strophen ganz entsprechende Töne zu greifen.
Hierauf wurde das Medium abermals auf Wunsch der Klopflaute
beleuchtet, es sass noch sichtlich in alter Verfassung
im tiefen Trance da.
Unmittelbar nach dem Finsterwerden und nach Absingen
des Holte?sehen Mantelliedes wurde die im geschlossenen
Futteral am Boden liegende Blitzröhre wie von unsichtbarer
Hand ergriffen und hinter dem Vorhange von unten
auf in die Höhe geschwenkt und geschüttelt, so dass Alle
das Leuchten sahen. Herr Dr. C. ersuchte den Geist, ihm
die Blitzröhre in die Hand zu geben, was nach meiner Wahrnehmung
durch die Vorhangsfalte hindurch geschah. Ich
bat um dieselbe Gefälligkeit und erhielt mit deutlich fühlbarem
Händedrucke die Blitzröhre in meine rechte Hand
so gelegt, dass ich etwas ziehen musste, um sie ganz in
meine Gewalt zu bekommen. (Bei Frau Valesca T. kam dieselbe
Blitzröhre scheinbar durch den dichten Stoff des
Vorhangs hindurch, und fühlte ich dabei die Spannung des
Stoffs beim gewaltsamen Hindurchziehen, ohne hinterdrein
ein Loch im Vorhange zu bemerken!) Auf meine Bitte, die
Blitzröhre aus meiner Hand wieder zurücknehmen zu wollen,
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