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Kurze Notizen.
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zu enthüllen, deren Kenntniss für das Glück und die Vervollkommnung
seiner Schützlinge wichtig und bedeutungsvoll
sind. Nun aber lassen die Spiritisten, und oft in der
Form professionsmässiger Vorstellungen, alle beliebigen
Geister vor einem ebenso beliebig zusammengesetzten Publikum
erscheinen, oder sich durch Töne kundgeben, und
diese Kundgebungen der Geister sind dann oft so trivialer,
gleichgültiger, ja zuweilen boshafter und höhnischer Natur,
dass man in der That nicht daran glauben kann, dass
Wesen einer höheren Weltordnung so zwecklos zu uns
herabgezogen werden dürfen." —
Hieraul geht der Herr Verfasser auf Stade und Justinus
Kerner über, um alsdann über seine eigenen interessanten
Erfahrungen bei Mademoiselle Lesueur in Paris ausführlich
zu berichten. Wir halten jedoch dieses Medium mit ihren
noch so schlagenden Antworten nach allem noch für kein
Instrument höherer Geister, sondern für eine gute hellsehende
und gedankenlesende Somnambule, Alle, selbst die tiefsten
bewussten wie vergessenen Geheimnisse eines Menschen können
von der ein- und durchdringenden Psyche eines solchen Mediums
entschleiert werden. — Alsdann kommt er auf das
bekannte Buch der Frau Baronin Adelma von Vay „Studien
über die Geisterwelt" (Leipzig, 0. Mutze, 1874) kritisch
zu sprechen und führt ebenfalls eine Reihe Fälle wie vorhergehend
aus demselben zur Unterstützung seiner oben
aufgestellten Ansichten an, um schliesslich die wissenschaftlich
gehaltenen Werke des Prof. Hare, des Naturhistorikers
Wallace und des Chemikers Crookes zu empfehlen
.
„Jedenfalls steht der Spiritismus," — so schliesst er
seinen zu dessen Studium höchst anregenden Essay, —
„wenn in ihm ein Grund von Wahrheit enthalten ist, heute
noch auf einer der ersten Stufen seiner Entwicklung; ob
diese Entwicklung jemals zu einer wirklichen Wissenschaft
führen, ob es gelingen wird, wenigstens die Grenzgebiete -
einer in unser Leben hineinragenden Geisterwelt zu erforschen,
das ist eine Frage, über welche nur die Zukunft entscheiden
kann. — Wir haben hier eben nur anregen und das gegenwärtig
Vorhandene konstatiren wollen. Wir wünschen, dass
die Forschung und zwar die wissenschaftlich ernste Forschung,
jener grossen Frage, welche der Spiritismus in sich schliesst,
in demselben Geiste entgegentreten möge, in welchem wir
diese Zeilen niederschreiben. Man mag die entgegentretenden
Thatsachen mit dem Geiste der schärfsten Kritik prüfen,
um zu unterscheiden, ob eine absichtliche Täuschung vorliege
; wo man sich aber überzeugt, dass man vor wirklichen
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