Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 507
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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Ed. Jankowski: Ein Traum. 507

Reiter nicht eher reiten, als er wirklich reitet. Dieses Beispiel
würde passen, wenn man vom Berge aus einen Reiter
eher reiten sehen könnte, als er reitet.*) Das Nichtseiende
kann auch Gott nicht schauen, er kann es höchstens als
ein rein Beabsichtigtes schauen. Alle Erkenntniss des Absoluten
ist reine Anschauung, da es überhaupt nicht denkt,
weil das Denken den Zweifel einschliesst und zwar im umgekehrten
Verhältniss zum Glauben.

Fragt man nun, ob dieser Traum als ein positiver oder
negativer Willenseffekt des Absoluten aufzufassen sei, so
glaube ich ihn für einen negativen Willenseffekt halten zu
müssen. Ich meine also, dass der Traum durch eine endliche
rein geistige Intelligenz bösen Willens und zwar durch
den Erdgeist**) veranlasst werde. Man wird nicht bestreiten

*) Bei Hellsehenden, die gleichzeitige, aber anderortige Begebnisse
früher erschauen können als Normalbesinnte, würde dieses
Beispiel unseres Erachtens doch wohl eine erklärende Anschauung
des Vorganges vermitteln, weil der auf der Bergspitze Stehende doch
etwas Wirkliches notorisch früher sieht als der am Fusse des
Berges Befindliche. Gesetzt, der Letztere wüsste, dass der Reiter
reitet, so kann er wohl vorausberechnen, an welchem bestimmten
Orte dieser zu der und der bestimmten Zeit sein dürfte, aber er
kann ein plötzliches Hinderniss, einen Sturz des Pferdes und einen
dadurch hervorgerufenen Aufenthalt nicht von seinem niedrigen Standpunkte
aus vorherwissen; der Hochstehende kann das sofort erschauen
und ihm mittheilen. Wie aber steht es mit der Erklärung scheinbar
so unwesentlicher und doch so genau eintreffender Prophezei h-
ungen wie z* B. die des Erzbischofs Malachias von Armagh im
12, Jahrh. über die Reihenfolge der Päpste und deren Symbole?
Auch das des jetzt regierenden Papstes „Lumen in coelo" ist schlagend
getroffen fvergl. „Psych. Stud." Jan. 1878 S. 47 und Mai 1878 S. 237
sub b). Hier sah der Seher faktisch den Reiter eher reiten, als er
wirklich ritt Hier muss doch wohl die in der Seele eines solchen
prophetischen Mediums weit thätigere Kraft des Absoluten
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft irgendwie in Eins zu fassen
vermögen. Im Absoluten muss einmal Vorgestelltes auch zugleich
reale Wirklichkeit für alle Zeit sein. Vor Gott giebt es kein Nicht-
seiendes, weil Er eben das Allseiende und, insoforn das Nichts Etwas
ist, auch dieses ist. Das Nochnichtseiende oder Zukünftige erscheint uns
von genau demselben Werth als das Nichtmehrseiende oder Gewesene.
Ist der Begriff der zeitlichen Gegenwart nicht bloss ein subjectiv und
willkürlich von uns bemessener und gar nicht in wirkliche Grenzen zu
bannender? Sind Vergangenheit, Gegenwart uod Zukunft im Absoluten
und selbst in jedem von diesem getragenen Wirklichen, also
auch in unserer Seele, nicht absolut eins und gar nicht von einander
zu trennen ? Unsere Gegenwart wurzelt ebenso viel in unserer
Vergangenheit als in unserer Zukunft. Beide müssen also doch wohl
fest vorherbestimmt sein. Unsere Willensfreiheit oasirt nur in der
Gottes! Der Sekr. d. Red.

**) Wer sich über die eigentliche Bedeutung desselben belehren
will, studire des Verf. so eben erschienene „Phänomenologie
und Metaphysik der anormalen Singesbilder." (Leipzig,
0. Mutze, 1862), besonders S. 215 ff. — Die Red.


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