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Lazar Baron Hellenbach: Die psychische Kraft. 509
dieser Ausdruck ist in seiner allgemeinen Porin selbst
richtig: ob es aber gerechtfertigt ist, keine Unterschiede
zu machen, ist eine andere Frage. Untersuchen wir die
Stichhaltigkeit dieser Argumentation an einem praktischen
Fall.
Die „Psychischen Studien" werden die Thatsache nicht
leugnen, dass von unbekannter Hand Schriften unter zwingenden
Bedingungen bei Zöllner und bei mir erzielt wurden.
Nehmen wir also die auf meinem Schreibtische befindliche
griechische Schrift, welche bei voller Beleuchtung in freier
Luft auf meiner Tafel in meinem Zimmer geschrieben
wurde, als Beispiel.
Das Erste, was in diesem Falle ausgeschlossen werden
muss, ist, dass dieses Schreiben eine Hallucination der Zuschauer
war, denn die Schrift existirt noch. Man kann
sehr leicht einen einzelnen Menschen der Hallucination für
fähig halten, sehr schwer mehrere der gleichen Hallucination
, unmöglich aber glauben, dass ausnahmslos Jeder, der
meine Schiefertafel selbst heute noch in die Hand nimmt,
hallucinire. Hallucination also war und ist das nicht, die
Schrift wurde geschrieben. Nun aber von wem?
Nehmen wir zuerst eine Auffassung im Sinne der
„Psychischen Studien'* an: nämlich sie sei durch die Psyche
oder psychische Kraft Slade's erzeugt, also nicht durch ein
anderes unbekanntes Wesen. Was würde daraus folgen?
Daraus würde folgen, dass die Seele Slade's eine Hand oder
etwas ähnliches habe, mittelst welcher sie den Stift diri-
giren kann. Die Psyche Slade's müsste menschliche Begriffe und
Worte kennen, und überdies das griechische Idiom verstehen
und schreiben können. *) Ich würde diese Annahme
Journal als solches und dessen Herausgeber richten. Herrn Wittig's
Meinung und Ansicht ist und bleibt eben nur seine Privatmeinung
so lange, als sie nicht mit derjenigen der competentesten Beurtheiler
dieser Frage in Uebereinstiinmung zu bringen ist. Jeder hat das
Becht, Beweise für und wider die psychische Kralt in einem Journale
für psychische Studien zu erbringen. So wird durch Aufnahme .
obiger Widerlegung der „psychischen Kraft-Theorie" das Journal
deshalb noch keine Gegnerin „psychischer Studien," ebenso wenig
wie es bloss ausschliesslich der Iheorie des Herrn Wittig und des
Eichters Cox durch Aufrahme ihrer Aitikel über die psychische Kraft
huldigt. Es ist und bleibt ein neutraler Boden für alle gut begründeten
Ansichten über die Ei scheinungen des Seeleniebens.
Die Red.
*) Unterzeichneter erhielt bekanntlich durch Stade eine Schiefertafel
mit dreierlei Schrift (deutsch, französisch und englisch) beschrieben
(s. „Psych. Studien") November-Heft 1877: „Mr. Stade in
Berlin und Leipzig'4 S. 495-507), welche sich noch heut in seinem
Besitz befindet. Hallucination war weder das Schreiben, noch die
Existenz der Schrift: — aber Hallucination kann die Vorstellung
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