Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 515
(PDF, 165 MB)
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Lazar Baron Hellenbach: Die psychische Kraft. 515

"Wollte man also diese Gestalten doch als das Werk
der „psychischen Kraft" des Mediums gelten lassen, so
müsste die Psyche des Mediums, wie durch einen Tarnhelm
, jede beliebige Grestalt mit den verschiedensten
Gesichtszügen annehmen können.**) Soll
das etwa eine Vereinfachung der Erklärung sein? Warum
darf die psychische Kraft der Milliarden Dahingeschiedenen

unabsichtliche Täuschungen des Mediums angesehen werden, wenn
ihre rein subjective Gestaltung nicht mit in Betracht gezogen wird,
d. h. ihre Entstehung aus psychischer Kraft des Mediums. Die durch
sie bewirkten Geistererscheinungen haben nur dieselbe Realität, die
jede Vorstellung, jede Idee auch haben; aber sie sind darum keine
wirklichen Naturobjecte des Jenseits, keine realen Organismen des
Geisterreichs. Dieses lebt und webt dem Diesseits gegenüber ganz
ebenso für sich, wie beispielsweise London an einem und demselben
Tage gegenüber Leipzig. Beide können in einem Tage nicht zu
einander, weil sie zeitlich und räumlich weiter getrennt sind. Wollte
nun auch ein Leipziger einen Tag lang London studiren, indem er
sich alle möglichen Nachrichten von doither verschaffte, alle ihm
etwa an diesem Tage begegnenden reisenden Londoner ausfrüge, so
würde er doch zuletzt nur ein höchst subjectives Bild von London
sich zusammensetzen, im Fall er es später nicht selbst besuchen
könnte. In einem noch viel verwickeiteren Falle befinden wir uns
Zeit unseres Lebens mit dem Studium des Jenseits und seiner Geisterwelt
. Alle unsere Vorstellungen davon bleiben rein subjectiv, weil
sie der eigenen Autopsie entbehren. Und wenn angeblich von dort
Kommende rein nichts weiter zu berichten wissen, als wir selbst uns
davon etwa vorstellen können, so haben wir deren Aussagen billig in
Zweifel zu ziehen und selbst für sehr subjective Anschauungen zu halten.
Alle sog. Geister Offenbarungen vom Jenseits sagen uns nichts Zuverlässiges
und Uebereinstimmendes — weil sie eben nur von einem
Medium durch projicirte Geistervorstellungen ausgedrückte subjective
Ideen über das Jenseits sind. Der ältere Fichte hat mit seiner Sub-
jectivität der Auffassung aller uns umgebenden Naturdinge auch
recht; aber diese Subjectivität unserer Vorstellungen wirklicher Dinge
ist eine ganz andere, als die Subjectivität einer mediumistischen Vorstellung
. Unsere (oder Fichte's) subjectiven Vorstellungen von ob-
jectiven Dingen können wir fort und fort erweitern und berichtigen
, weil die Naturobjecte stets in unserem erfassbaren Sinnenhereiche
liegen; Geister und Jenseits liegen aber in der völligen
Transcendenz unserer Sinne. Wirkliche Geister haben ihre irdische
Sinnenleiblichkeit, ihren Zellenfrack vollständig abgelegt, wie
jeder todte Leichnam uns ad oculos demonstrirt. Wir können Geister
des Jenseits nicht so studiren, wie wir reisende Londoner aasforschen
können. Hier ergiebt sich ein eklatanter Unterschied zwischen London
und dem Jenseits tür uns, welche beide nur um einer annähernden
Vergleichung willen oben in Bezug mit einander gestellt wurden.

Der Sekretair der Bedaction.

**) Das ist bereits geschehen, indem bei gewissen Medien nach
einander wie neben einander aus ein und derselben Nervaura des
Mediums die verschiedensten Gestalten mit den verschiedensten Gesichtszügen
hervorgingen, ganz wie im Traumleben unserer Seele geschieht
. Und die tü eil weisen Glieder bildungen, das Entstehen und in
den Boden Sinken von Materialisationsgestalten, ihre verschiedene

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