Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 533
(PDF, 165 MB)
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Witt ig: Cagliostro.

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triebene Behauptung des Herrn Brünier. Cagliostro wurde
von seinen Richtern gänzlich freigesprochen. Hätte er sich
die geringste Unredlichkeit gegen die Königin erlaubt, so
würde man ihn sicher nicht geschont haben. Wurde doch
die eigentliche Schuldige, die aus königlichem Geblüt stammende
Gräfin Lamothe, zum Staupbesen, zur Brandmarkung
auf beide Schultern*) und zu lebenslänglicher Einsperrung
verurtheilt! Sie allein war es, die ihre Schuld auf Cagliostro
abzuwälzen suchte, der sich jedoch glänzend rechtfertigte.
Warum lässt man diesen für C. entlastenden Umstand so
wenig ins Gewicht fallen und verbleibt hartnäckig bei dem
Vorurtheil, dass er den Cardinal von Rohan durchaus absichtlich
düpirt und betrogen haben müsse? Die Absicht
seiner Biographen liegt klar zu Tage. Sie wollen ihn durchaus
zum Betrüger stempeln. Uebrigens finden wir von Herrn
Brünier nur die Behauptung aufgestellt, dass Cagliostro dem
wollüstigen (?) Cardinal nur die Erscheinung der ägyptischen
Königin Kleopatra auf sogenanntem geistmagnetischem Wege
bewirkt habe. Das hat doch mit der Halsbandgeschichte der
Königin Marie Antoinette und der sich für diese daran
knüpfenden Verläumdung nichts zu thun. Wenn Herr Br.
aber behauptet, dass „eine der ägyptischen Königin gleichende
Französin,**) mit der kein Wort gewechselt werden
durfte, dem römischen Kirchenfürsten, der ja an fortwährende
Wunder glaubte, als die antike und pikante Dame erschien,
nach deren Anblick ihn so sehr verlangt hatte", so beweist
dieser Passus die gänzliche Unerfahrenheit des Herrn Br. in

*) „De" Vollstreckung des Urtheils widersetzte sich die Zamothe
mit Händen und Zähnen und stürzte dann unter Krämpfen zu Boden,
worauf ihr der Henker die glühenden Eisen aufdrückte, sie aber dabei
mit am Busen verletzte. Sie sass hierauf in der Salpetriere, und
ihr Mann drohte von England aus mit für die Königin ungünstigen
M6moiren, wenn man seine Frau allzu hart behandle. Am 5. Juni
1787 gelang es der L., nach England zu entkommen, wo die angekündigten
Memoiren wirklich erschienen waren. Auch veröffentlichte
sie mehrere Schriften zu ihrer Rechtfertigung. Am 22. August 1791
fand man sie in London todt mit zerschmetterten Gliedern auf der
Strasse liegen; sie war bei einer Orgie 3 Stockwerke hoch herabgestürzt
." — S. Brockhaus1 Convers.-Lexikon.

**) Ave-Lallemand sagt darüber Note 2, S. 78 seines Buches: „Der
Magnetismus mit seinen mystischen Verirrungen" (Leipzig, Brockhaus,
1881): — „Seine in der Halsbandgeschichte zur Sprache gebrachte be-
rüchtigste Magnetisirung der ihm von der Gräfin La Mothe zugeführten
Demoiselle La Tour, in Gegenwart des lüsternen Fürst-Cardinals Rohan,
ist erst kürzlich dargestellt in den „Mersener Bockreitern", S. 104."
— In der Halsbandgeschichte spielte eine wirkliche Dirne, d? Oliva,
welche der Königin äfcnlich sah, auf Veranlassung der La Mothe die
Rolle der Letzteren, wobei aber Cagliostro nicht betheiligt war. (S.
Meyer*s „Convers.-Lexilson": Lamothe S. 525.)


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