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554 Psychische Studien. IX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1882.)
Also Herrn Th. Niedermeyer's Glauben zu Gefallen
bedürfte es keiner weiteren Spekulation und wissenschaftlichen
Erklärung? Dann wäre das Ideal des Herrn Th. N.
und seiner etwaigen Glaubensgenossen ein Journal,
mene zu verbreiten, musste uns unwillkürlich dahin führen, zu fragen:
„Wer ist denn eigentlich jener Herr Theodor Niedermeyer, der uns mit
solchem Gewicht seiner Autorität gegenüber unseren einfachen Gründen
und Forschungen entgegentritt?" — Schon im October-Heft S. 456 zu
Anfang unseres Artikels: „Zur Abwehr und Verständigung" sprachen
wir die Ueberzeugung aus, dass wir es mit einem Anonymus zu
thun haben müssten, da uns nichts von einer 25jährigen spiritualisti-
schen Wirksamkeit eines Herrn Th. Niedermeyer bekannt sei. Wir
befragten den Herrn Herausgeber des „Sprechsaals" persönlich, und
er wies uns nach Augsburg, „da, wo Herr Strigel lebt."
In ganz Augsburg haben wir keinen Herrn Niedermeyer ausfindig
machen können, der diesen Artikel geschrieben hätte. Fast wäre uns
nun ein arger Gedanke gekommen: denn im „Sprechsaal" No. 27 vom
1. April 1882 1. Spaltseite oben S. 107 lasen wir bereits vom Redaeteur
desselben, dass, „wenn die spirituellen Phänomene bloss subjectiven
Ursprungs wären und sie folglich gar deinen Werth als Beweis für
eine persönliche und intellectuelle Fortdauer nach dem Tode bieten
könnten, wir unsere Feder niederlegen und keine Silbe mehr schreiben
würden; jedenfalls aber würden wir nicht länger beanspruchen, ein
Spirituaiist zu sein, indem ja das, was wir bisher als spirituelle Phäno«
• mene erklärt, nichts Geistiges, sondern nur Seelisches enthalten und
in das Bereich der Physiologie und Physik gehören würde/' — Herr
Dr. Curiax wäre somit von vornherein schon unser Gegner gewesen
und theilte die Ansichten des Herrn Niedermeyer, weil er ja denselben
durch sein Journal zum öffentlichen Ausdruck verhalt! Weiter lesen
wir von Herrn Dr. Cyriax an seine Gläubigen in Nr. 6 vom 7. November
1882, 1. Spaltzeile unten folgenden guten Rath: — „Sucht ein oder
zwei Sitzungen beizuwohnen, um Euch durch eigene Beobachtung von
der Wirklichkeit der Phänomene zu überzeugen, aber dann lasst es
genug sein, und wendet Eure Aufmerksamkeit dem zu, was die Geister
uns als ihre Erfahrungen mittheilen u. s. w.", was ja mit der hier im
Haupttext citirten Stelle des Herrn Th, Niedermeyer fast wörtlich und
dem ganzen Sinne nach übereinstimmt.
Aber schon daraus folgern zu wollen, Herr Dr. Cyriax und Herr
Theodor Niedermeyer seien identisch, wäre vielleicht ein grober Irrthum
gewesen, weil Herr Dr. Cyriax in No. 7 vom 11. November 1882 seines
„Sprechsaals" nunmehr ausdrücklich schreibt: —
„Wir haben Jahre lang derartige Manifestationen beobachtet, sind
dabei stets sehr vorsichtig zu Werke gegangen, . , . und sind jetzt
beeindruckt und aufgefordert, diese Dinge zu beschreiben, wie sie
wirklich sind, um dadurch das Wahre von dem Falschen, das Wirkliche
von dem Scheinbaren zu trennen." — Also erst jetzt erfahren seine
Leser das Wahre? Warum nicht schon früher? So wären seine früheren
Berichte doch irrthümlich gewesen? Entschieden! Denn Herr Dr. Cyriax
sagt: „Durch derartige Vorstellungen (materialisiiter Geister, die sich
hone Namen beilegen,) kann der Beweis nicht geliefert werden, dass
der Mensch nach dem Tode als Persönlichkeit fortlebt, ja nicht einmal
der Beweis, fdass geistige Wesen . . . den Augen der Menschen
sich sichtbar machen können; denn . . . Hier ist der Punkt, wo die
Theorie, dass Geister verstorbener Mensohen die spirituellen Phänomene
bewirken, verwundbar ist; denn wenn irgendwo, so tritt hier die Möglich-
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