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Wittig: Ein nachzüglerischer Opponent wider Hansen etc. 561
„sie vorgeht, und führen etwa ertheilte Befehle aus, sprechen
„Torgesagte Sätze nach und begehen Verwechselungen, wie
„man sie ihnen eben zumuthet. Insofern eine starke Tendenz
zum Aberglauben dabei mitspielt, kann man auch
„eine theilweise Selbsttäuschung bei einigen der betreffenden
„ ,Medien* supponiren. Man muss sich nur erinnern, welche
„Aufregung sich des grossen, mit physiologischen und psychischen
Beobachtungen wenig vertrauten Publikums zu
„bemächtigen pflegt, wenn irgendwo ein Wundermann auftritt
; zum Glück fallen jetzt wenigstens die Wunder-
„euren polizeilich betrachtet unter den Begriff des ,groben
„Unfuges/" —
Weit fehlgeschossen, geehrter Herr Krause! Wenn mich
ein Magnetiseur wirklich von meinen Leiden befreit, wie
ich beispielsweise im Artikel über Milner Stephen von mir
persönlich im Juni-Hefte 1882 der „Psych. Stud." S* 284 ff.
nachgewiesen habe, so ist das eine Heilung ohne jeden
polizeilichen Begriff „groben Unfugs"! Wenn uns aber ordi-
nirte Aerzte in denselben Leiden behandeln und mit allen
ihren Hülfsmitteln der Kunst dieselben nicht zu beseitigen
vermögen, gehört ein solcher vergeblicher Versuch etwa
deshalb schon unter die Kategorie der Curpfuscherei ?
Welcher von beiden Fällen stünde aber einem sog. groben
Unfug mit der Wissenschaft der Arzneikunst näher, der
des wirklichen Helfers, oder der des blossen Curpfuschers,
der zu helfen verspricht oder geordnet ist, und nichts zu
leisten vermag?
Dass Herr Krause in obigen Sätzen schon nicht mehr
zwischen Magnetisirten und Medien scharf unterscheidet,
sondern beide in ihrer Wurzel für identisch hält, erscheint
bereits als das Dämmern einer unbewussten Ahnung. Be-
wusst ist er sich derselben nicht, sonst würde er nicht Simulation
mit echten Darstellungen des Hypnotismus verwechseln
. Nur mit letzteren hat es bekanntlich die exaet
forschende Wissenschaft zu thun. Da er aber nicht exaet *
forscht, so bewegt er sich nur in den Schaubuden von
Gauklern und Betrügern. Und nur auf diese passt allenfalls
seine obige stümperhafte Beschreibung simulirter hypnotischer
Zustände. Die Bekanntschaft des Herrn Krause
mit wirklichen physiologischen und psychischen Räthseln
scheint nicht grösser als die des von ihm darin für unwissend
gehaltenen Publicums, welches blos an Wundermänner
glauben soll.
Als weiteres Ingredienz des Gemisches nennt er: —
„2. Geisteskrankheit, oder doch geringere psychische
„Störungen kommen in Frage, wenn es sich um Hallucina-
Psychiiche Studien. Dezember 1882. 36
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