http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0022
14 Psychische Studien. X. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1883.)
Isolirung kann die Wolke weniger Elektrizität aufnehmen
lassen, als die Erde; und nach demselben Princip
kann ein Mensch eines Theiles seiner Elektrizität beraubt
werden, wenn man ihn ebenso, wie die Eleetrisir-Maschine,
isolirt und ihn dann mit dem Reiber in Verbindung setzt;
aber in keinem Falle wird er eher eine Veränderung erleiden
, als bis er berührt wird, wobei er entweder Funken
abgiebt oder erhält, je nachdem er isolirt und mit dem
Conductor oder mit dem Reibzeuge in Verbiiidung gesetzt ist.
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass elektrische Anziehung
und Abstossung dem Leben zu Grunde liegen, indem
sie das Blut cirkuliren machen, und dass sie auch
gleichmässig durch allen Raum hindurch wirken, indem sie
die Systeme von Sonnen und Planeten sammt deren Satelliten
in ihren Kreisbahnen halten und einander sc lange anziehen,
bis ihr elektrischer Zustand derselbe ist, und dann einander
wieder abstossen, bis sie einander entgegengesetzt geworden
sind; auf diese "Weise verändert sich jeder Planet
oder Satellit zweimal bei seiner Umwälzung um seinen Hauptkörper
. Es giebt daher selbst hier kein Bedürfuiss iür
einen positiven oder negativen Zustand, denn Attraccion
(Anziehung) und Repulsion (Abstossung) machen diese
!Nothwendigkeit überflüssig.
Die Thatsachen gehen alle dahin, zu beweisen, dass
die Elektritität sich in allen Conductoren im Gleichgewichte
befindet, und die Vorstellung auszuschliessen, dass eine Person
mehr Elektrizität enthalte, als eine andere, oder dass
der Eine positiv und der Ajidere negativ sei. Der Magnetismus
ist ohne Zweifel modificirte Elektrizität, und da
Stahl (oder die Verbindung von Eisen mit Kohlenstoff in
gewissen Verhältnissen) ein ausgezeichneter Aufspeicherer
oder Behälter des Magnetismus ist, so erhalten wir den
Magnet und die Magnetnadel als das Resultat dieser Qualität
oder Eigenschaft des Stahls.
Die Experimente mit dem Magnetismus zeigen, dass
jedes Ende einer stählernen Nadel abwechselnd daliin gebracht
werden kann, nach Norden oder nach Süden zu
zeigen, wenn man sie auf die eine Art oder auf umgekehrte
Weise mit dem einen oder dem andern Ende eines Magneten
streicht. Ich will dieses aber noch deutlicher beweisen
: Wenn zwei Nähnadeln mit dem Nordpole eines
Magneten gel rennt von einander gestrichen werden, und
zwar von ihren Nadelöhren an bis zu ihren Spitzen hm, so
werden sie, wenn man diesen Pol beiden Spitzen zukehrt,
von ihm angezogen werden; folglich müssen beide Spitzen
sich in einem dem Nordpole des Magneten entgegenge-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0022