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Strigel: Philosophische Foxschungcn über Geist und Materie. 35
nicht mehr nöthig ".aat, ganze Thati achengebiete zu negieren,
weil sie in das eigna Denksystem oder Begreifen nicht passen
wollen!
Kronprinz Friedrich Wilhelm sagte in seiner Festrede
bei der Jubelfeier der grossen L?ndesloge 1870: — „Gebe
ein Jeder die Eitelkeit auf, die di glaubt, allein die ganze
und echte Wahrheit zu besitzen, and allein für die Wahrheit
die richtige Form anzuwenden . . . so wird die Liebe
zur Wahrheit uns den Mannesmu h geben, das Unhaltbare
zu opfern; aber wir werden dara das Sichere mit um so
grösserer Hingebung zur Geltung t ringen." (Zöllners „Wiss.
Abhandl.," Vorrede III. Bd., S. 114 ff.) Die Wahrheit aber
steht höher als jedes Interesse, wie das allgemeine Wohl
über jedem besonderen.
Wir erlauben uns nun, nur ir sehr oberflächlichen und
allgemeinen Zügen Einiges aus diesen bedeutenden philosophischen
Denkergebnissen den Urtheile der geehrten
Leser zu unterbreiten, um daduich zum Selbststudium zu
ermuntern.
1) Die Basis der ganzen Anschau mgen bildet der Gedanke,
dass der Geist der Grund alles Daseins sei.
Die gewöhnliche Eormulirung der Begriffe „Stoff und
Kraft'* enthalte offenbare Unrichtigkeiten und Widersprüche
. (S. 7, II. Th. Prinzipienlehre). — Das Wahrhaftseiende
sei an seinem Ausj. ange und an seinem Endpunkte
Geist; und das Descirtcs^oliQ: — „Ich denke,
darum bin ich" — beweise mindestens ein bewusstes
Sein. Dieses Bewusstsein be ner selbst im Denken ist
nur dem „Geiste" eigen.
2) Die Erkenntnisse der neuesten Wissenschaft von Schopenhauer
, Heimholte, Crookes, JVallace u. A. leiten zu dem
Grundsatz, dass alle Kraft Willenskraft sei. Der
Wille als bewegende Energie t ber ist ein Metaphysisches,
ein Geistiges; wir finden dens ilben indessen auch in uns.
3) Dr. Rob. Mayer, Heimholt'z, Johle u. A. beweisen die Ver-
wandelbarkeit und Konstant der Energie. Es wird
jedoch angenommen, dass sjwohi die Materie als die
Kraft eine konstante, unverjaehrbare und unvernicht-
bare Grösse bilden. — Dr. Rosenkrantz zeigt, wie die
Materie nur die besondere Erscheinung der Kraft sei,
welche als expansive Kraft, Energie oder Macht die
Unendlichkeit füllt, welcher expansiven Macht eine begrenzende
gegenübersteht; und eine dritte Macht, die
synthetische, bindet und vereint die vorhergehenden zwei
Mächte zu Formen des Denkens, im unbedingten Sein
sowohl, als auch zu den Formen der Erscheinungen, als
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