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Strigel: Philosophische Forschungen über Geist und Materie. 41
sie denken zu können. — Jeder Gedanke ist indessen an
sicli nur ein Produkt des Denkens. Zur innern Anschauung
dieses Produkts kommt es erst dann, wenn die nachströmende
-j- Thätigkeit damit zusammen trifft und durch Aufhebung
des Gegensatzes zwischen ihr und dem Produkte die Vorstellung
derselben hervorbringt. Jede Authebung eines
solchen Gegensatzes bildet für sich wieder ein neues Produkt
des Denkens, welches wir (in der Reflexion) für die
nachströmende -f- Thätigkeit wieder zum Gegenstande innerer
Anschauung machen können. „Auch hier besteht die W a h r -
heit unserer Gedankenvorstellungen in einer unmittelbaren
Einheit wirklicher Gegensätze von Subjekt und Objekt. (Die
Wirklichkeit entgegengesetzter und einander widerstrebender
Thätigkeiten in unserm Denken erfahren wir bei widersprechenden
Gedanken.)" —
2. Vorstellungen des mittelbaren Wissens,
„Die Anschauung giebt dem Subjekte unmittelbares
Wissen. Mittelbares Wissen kann es sich dadurch verschaffen
, dass es aus den Vorstellungen des unmittelbaren
Wissens durch das Denken andere Vorstellungen ableitet.
Man unterscheidet drei Arten mittelbarer Vorstellungen:
Das reproduktive Bild, den Begriff und die Idee.
A. Das reproduktive Bild,
„Da in der äussern Anschauung das Subjekt nicht bloss
vom Objekte bestimmt wird, sondern auch bei der Aufhebung
dieser Bestimmung durch eigene Thätigkeit sich selbst bestimmt
, so kann es diese letztere Bestimmung auch dann,
wenn die Anschauung aufgehört hat, wiederholen. Diese
Wiederholung ist bloss ein Produkt unsers Denkens, und
kommt auf die nämliche Weise wie andere Produkte des
Denkens zu unserer innern Anschauung. Die Vorstellung,
welche aus einer solchen innern Anschauung entsteht, heisst
das reproduktive Bild, und unterscheidet sich von
der Vorstellung in der äussern Anschauung dadurch, dass
das Objekt, auf welches sie sich bezieht, zu ihrer JEervor-
bringung nicht mehr mitwirkt.
Das reproduktive Bild ist von der Vorstellung in der
Anschauung des Objektes, worauf es sich bezieht, abgeleitet.
Dns Objekt, worauf es sich bezieht, ist hier nur mittelbares
OljVkt. Darum kann auch die Einheit des Subjekts und
Objekts in der Vorstellung hier nur eine vermittelte sein.
Die Wahrheit des reproduktiven Bildes hängt ab von
der Treüe des Denkens. Dieses aber bietet hier nicht mehr
dieselbe Bürgschaft wie in der äussern Anschauung, wo es
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