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44 Psychische Studien. X. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1883.)
Das heisst unseres Erachtens so viel wie: Legt ihr die That-
sachen nicht aus, so legt ihr ihnen eben Etwas unter. —
Die experimentell-spiritistischen Thatsachen werden eben nur
die Existenz unserer eigenen Psyche beweisen, niemals aber
die jenseitiger Geister. Letztere muss philosophisch erschlossen
werden. —
„Dass jene Gestalten mit den Medien in einem engen
Zusammenhang stehen, wusste man längst, und darauf beruht
auch die manchmal beobachtete Aehnlichkeit derselben
mit den Medien", — behauptet Herr P.; was man aber
bis jetzt noch nicht wusste und was erst in den „Psych.
Stud." durch eine Eeihe yon Artikeln und Anmerkungen
hervorgehoben wurde, dass nämlich echte jenseitige Geister
ganz frei und selbständig, folglich auch total unabhängig
von Medien sich bewegen und sich uns offenbaren müssten,
wenn sie reale objective Gestalten ausser uns seien, das
zeigt deutlich, dass wir es bei Medien lediglich mit Pro-
ducten ihrer eigenen seelischen Kraft zu thun haben. Die
(S. 61) behauptete vorgenommene Trennung der Materialisationen
von den übrigen spiritistischen Vorgängen wäre
nur gegenüber Dr. Bloedds entsprechendem Versuche in
„Licht, mehr Licht" (vgl. ,,Psych. Stud." 1882 S. 517 ff.)
angebracht. Die Bemerkungen S. 64 gegen Zöllner und dessen
vierte Dimension sind einfach deshalb verfehlt, weil Zöllner
damit auf einer richtigen Spur war, die nur nicht in die
Geisterwelt, sondern in die tiefere Ergründung der Trans-
cendental-Erscheinungen der diesseitigen Welt hineinführt.
Die Erklärung der Phänomene durch Wirkungen e ner
unbewussten Psyche im Medium ist nicht so ,,sehr kühn",
als Herr P. S. 65 meint, sondern die allereinfachste and
naheliegendste, — und durchaus nicht kühner, als die durch
ganz unbekannte und nur hypothetisch vorausgesetzte ausser-
menschliche, mystische und magische Kräfte oder Geister.
Durch die Media geschehen diese Dinge, folglich muss
deren Psyche die erste Ursche des Wirkens sein, weil ja
doch auch fremde Geister nicht auf einen Körper düect,
sondern nur auf und durch dessen Kraft wirken könnten.
Nun sehen wir angebliche Geister niemals zuerst in einen
mediumistischen Organismus von Aussen selbständig hinein
gehen, sondern immer zuerst nur von Innen heraus kommen
und dann erst wieder dahin zurückkehren: Beweis für die
subjective Innerexistenz dieser angeblichen Geister im Medium.
Das Studium der Functionen des Gangliensystems erscheint
uns durchaus nicht (S. 65) als „ein längst überwundener",
sondern vielmehr nur als .,ein längst nicht mehr gebührend
berücksichtigter Standpunkt". Das angebliche Geister-
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