Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 57
(PDF, 167 MB)
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La Boy Sunderland: Ideologie.

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Weib zu erschaffen, sonst würde es keine Menschheit und
auch keine Schlange mit menschlicher Zunge und Sprache
gegeben haben. Und aus diesem selben Trance-Zustande
ist das Christenthum hervorgegangen mit seinen Visionen
und Offenbarungen vom Herrn. Die Bibel wurde von Barbaren
geschrieben, welche einen Zustand der Entzückung
für am besten geeignet hielten, Gottes Stimme zu vernehmen
und „ins Paradies entrückt" zu werden.*) Und ähnlich
ist die moderne Form des Mysticismus auf diesen Trance-
Zustand gegründet, aus dem Botschaften von Seiten der
Abgeschiedenen kommen.

Die Buchdrucker haben die gute Maxime, „dem Original
zu folgen, wenn ihr Satz sich verwirft." Und soll die
Wissenschaft nicht der „vollen Inspiration" bei Definirung
jenes Trance-Zustandes des menschlichen Geistes folgen,
aus dem das Christenthum hervorgegangen ist? Ist nicht
die Bibel ein „inspirirter" unfehlbarer Zeuge für diejenigen
Zustände des menschlichen Geistes, aus denen sie ihre
„Visionen und Offenbarungen" herleitet? Und was gilt es
obendrein, wenn wir finden, dass sowohl die Bibel wie die
klassische Wissenschaft in ihren Definitionen über „Trance"
und „Ekstase" vollkommen übereinstimmen?

Trance wird vom Griechischen hergeleitet, und zwar von
„Existemi oder Existao: — ich entferne mich von moinem Platze
oder aus meiner Lage und Stellung; ich bin ausser meinen Sinnen;
ich bm ausser mir selbst; ich bin über mich hinaus versetzt; ich bin
erstaunt^ verwirrt, entsetzt oder entrückt."

Und in diesem Sinne kommt das Wort vor in Apostelgeschichte
X, 10; XI, J5; XXII, 17; 2. Corinth. XII, 1 —4.
In Hebräischen wird es folgendermaassen definirt: —

„Tar-dai-mah: —Schlaf, Schläfrigkeit, Schwerfälligkeit, von der
WurzelRa-dam — er sank nieder, wurde tiberwältigt, z. B, im Wasser;
er wurde schläfrig; er ward vom Schlaf tiberwunden."

Es wird in diesem Sinne gefunden in Genesis II, 21;
XV, 12; Numeri XXIV, 4—6; und Daniel X, 9.

Und ist nicht die gegenwärtige Trance-Manie ein
gutes Beispiel für diese beiden Erklärungen? Ich rede nicht

*) Siehe „Das Orakelwesen im Alterthum", zwei höchst belehrende
Artikel in Nr. 42 und 43, 1882 der Wochenschrift „Europa" (Leipzig,
Feil), worin die Orakel des Alterthums schon ganz entsprechend den
Kundgebungen der modernen Medien eingetheilt sind in Zeichen-
Orakel, Spruch-Orakel und Traum-Orakel. — Man vergl. noch:
— „Die Traumdeutung in den Asklepien. Ein Beitrag zur Geschichte
der Medicin. Von Franzisca Hoff mann. (Zürich, Schröder, 1882.)
Gr. 8°. IM. — Ferner: — „Das unbewusst Weissagende im vorchristlichen
Heidenthum. Von V. v. Strauss und Torney in „Zeitfragen
des christl Volkslebens4' (Heilbronn, Gebr. üenninger, 1882)
Heft 49 oder Heft 1 des VIII. Bandes, -~ Derüebersetzer.


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