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64 Psychische Studien. X. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1883.)
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„Errichtet zum Gedächtniss des John R. Grieve; starb am 12.
„November 1850, 22 Jahre alt. Und Rannah Banks, sein Weib, starb
„den 12. November 1850, 15 Jahre alt. Beide aus Zanesville, Ohio.
„Verblendet durch die Schriften von A. J. Davis/'
Dieses junge Weib „befragte die Geister über den
Selbstmord." Bald darauf gingen sie Beide mit einander
aus, wobei er sie erschoss und dann seinen Revolver an
seinen eigenen Kopf legte; sie gehorchten dem Bathe, der
ihnen von jenem dunklen Unbekannten erthult wurde!*)
*) Wir wollen der Beweisführung des Mr. La Roy Swiderland keinerlei
Eintrag thun, da er in einer Hinsicht Recht behält, die er auch in
Obigem aliein im Auge zu haben scheint, dass nämlich ein kritikloser
Geisterglaube bei sogenannten mediumistischen Phänomenen ungeschulte
Köpfe zu allerhand Ueberschwenglichkeiten, Ausschreitungen
und sogar zum Selbstmorde führen kann. Aber das ist jeder andere
religiöse Glaube auch zu thun im Stande. Die meisten Märtyrer des
Urchristenthums und der späteren Christenverfolgungen hatten ihre
Leiden und ihren Tod oft allein sich selbst und ihrem Benehmen wie
ihrer fanatischen Sucht, durchaus Märtyrer werden zu wollen, zuzuschreiben
, was in Wahrheit nicht weniger ist ala absichtlicher Selbstmord
. Waren deshalb die Religion und deren Apostel und Priester
daran schuld ? Demnach halten wir uns hier für verpflichtet, den
falschen Schein nicht erst aufkommen zu lassen, als ob A. J. Davis
wirklich der Urheber dieses Selbstmordes gewesen sei. Er hat sich
in würdigster Weise selbst vertheidigt inseinem „Zauberstabe. Eine
Autobiographie etc." (Leipzig, 0. Mutze, 1868) S. 562—566. Wir ci-
tiren zur Steuer der vollen Wahrheit hier nur kurz das Wesentliche,
welches Davis an Ort und Stelle selbst in Erfahrung gebracht hat; —
„Ein junges, gesetzlich verheirathetes Paar kam aus dem Westen.
„Sie wurden zuerst Beide für junge Männer gehalten, denn die romanhafte
Gattin kleidete sich in Männertracht. Ihr böser Geist war Ar-
„muth. Der Abenteuer liebende Gatte, ein Schuhmacher, arbeitete
„gelegentlich in seinem Geschäfte; aber aus irgend einer Ursache verdiente
er nicht genug, um ihre Wohnung und Kost zu bezahlen. —
„Endlich leitete der Verdacht zu der überraschenden Entdeckung, dass
„der Jüngere von den Beiden eine Frau in Verkleidung sei. Da sie
zusammen gewohnt hatten und die Leute in Braintree nicht wussten,
„dass sie gesetzlich verheirathet waren, wurden die Bewohner des
„Ortes gegen sie erbittert. Dieses, nebst den Bitternissen der Armuth
„und der allgemeinen Schwäche ihrer moralischen Fähigkeiten, trieb
„sie Beide zu einem gleichzeitigen Selbstmord. Unter Papierschnitzeln
„und einigen kleinen Büchern, die man in dem Zimmer fand, welches
„das romantische Paar eingenommen hatte, wurde der erste Band der
„'Grossen Harmonie1 entdeckt. Und als man seine Seiten durchblätterte,
„schien Beweis vorhanden, dass sie, bevor sie die schreckliche That
„des Selbstmordes begingen, gewisse Abschnitte in der Thilosophie
„des Todes' gelesen hatten. Als der unüberlegte und vorurtheilsvolle
„Vater des jungen Mannes aus dem Westen anlangte und diesen gelegentlichen
Faden schwachen Beweises entdeckte, verschloss er
„plötzlich sein Urtheil der Beachtung aller anderen Umstände und
„Verleitungen zu diesem Selbstmorde und Hess den Grabstein&techer
„die offenkundige Falschheit ausdrücken, welche ich freimüthig belichtet
habe. U. s. w." —
Da Mr. Sunderland im Vorhergehenden ausdrücklich selbst be-
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