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68 Psychische Studien. X. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1883.)
entgegengesetzten Polen mit einander verbunden sind; es
hat eine Nord- und Süd-Influenz an seiner Biegung ebenso
wie an seinen beiden Enden, je nachdem es auf die eine
oder andere Weise umwickelt worden ist.
Diese Experimente beweisen, dass die Kraft der Anziehung
und Abstossung in beiden Schenkeln gleich sind;
folglich ist die Vorstellung eines positiven oder negativen
Zustandes, wenn man sie nicht relativ auffasst, beim Magnetismus
, bei dem Elektro-Magnetismus oder der Elektrizität
unter allen Umständen als falsch erwiesen.
Mit Bezug auf die in gewissen Fischen entwickelte
Elektrizität habe ich nur zu bemerken, dass ihre Natur und
Eigenschaften dieselben sind, wie bei der durch Reibung
mit verschiedenen Substanzen entwickeltei), und die Ursache,
dass sie in gewissen Fischen entwickelt wird, ist ohne
Zweifel einem eigentümlichen thierischen Apparate zuzuschreiben
, welcher aus zahlreichen Zellen besteht, die in
Säulen geordnet und durch Septa oder kleine Scheibchen
abgetheilt sind. Diese sind mit zahlreichen Nervenzweigen
und Ganglien versehen, welche beim Torpedo und Gymnotus
das ganze übrige Nervensystem dieser Thiere übertreffen.
Leibig*) erklärt die Entwickelung der Electrizität bei
Fischen und weist nach, dass, „wenn Muskelthä tigkeit stattfindet
, die den Theil belebenden Nerven ihm ihre Lebenskraft
entziehen und so Oxydation und chemische Zersetzung
eintreten; in Folge dessen entsteht eine Entwickelung von
Elektrizität oder Kraft."
Ob dieses nun der Fall ist oder nicht, alle Thatsachen
laufen auf den Beweis hinaus, dass das von den elektrischen
Fischen entwickelte Fluidum genau dasselbe, wie das vom
elektrischen oder galvanischen Apparate entwickelte, und
gleich ihm denselben Gesetzen unterworfen ist, jedoch mit
*) In Deutschland hat Prof. Fritsch in Berlin., der Schüler und
Nachfolger des Dr. Carl Sachs, seine sorgfältigen Studien über die
elektrischen Fische fortgesetzt und ausser dem Gymnotus electricus
oder Zitteraal Humboldt's in Venezuela, dem Torpedo oceilata
und T. marmorata oder dem Zitterrochen des Mittelmeeres noch
den Zitterwels des Niles (Maiapterus electricus) und den Nilhecht
(Mormyrus), ebenso auch den gemeinen Kochen in die Zahl der entschieden
elektrischen Fische eingereiht. Am Zitterwels entdeckte
er eine „Riesen-Öanglien-Zelle" im Halsmarke, aus welcher der die
elektrischen Nerven bildende Achsen-Zylinder entspringt. An den
Nilhechten und gemeinen Rochen glaubte man bis jetzt nur pseudoelektrische
Organe entdeckt zu haben, welche nicht funetionirten, bis
es Prof. fritsch gelang, einem kleinen Mormyrus bei passender Ableitung
kräftige elektrische Schläge zu entlocken. (S. „Mathem. und
Naturwiss. MittheiL d. K. Akad, d. Wiss. in Berlin", bei Franz Dumm-
fer, 1882, Lex. 8° 234 S.) Der Uebersetzer.
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