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82 Psychische Studien. X. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1883.)
Nach Prof. Zöllner'* „Wiss. Abhandl." I. Bd. S. 430
nahm der berühmte holländische Physiker und Mathematiker
Nicolmis Hartsoeker an: — „dass es nur eine einzige
Substanz gebe, welche aus zwei Gattungen bestehe, oder
in welcher sich zwei Elemente unterscheiden lassen." —
Nach S. 347 daselbst vertheidigte der deshalb 1600 zu
Korn verbrannte Giordano Bruno die Ansicht, dass „die universelle
Vernunft das innerste, wirklichste und eigenste
Vermögen und ein potentieller Theil der "Weltseele sei; sie
ist ein Identisches, welches das All erfüllt, das Universum
erleuchtet und die Natur unterweist, ihre Gattungen, so wie
sie sein sollen, hervorzubringen. Sie verhält sich demnach
zur Hervorbringung der Dinge in der Natur, ^wie unsere
Vernunft sich zur entsprechenden Hervorbringung der
Gattungsbegriffe im Verstände verhält. Sie wird von den
Pythagoräern der Beweger und Erreger des Universums
genannt."
Berkeley erklärte alle Erscheinungen in der Natur als
hervorgebracht durch ein göttliches Denken und Vorstellen,
und dieselben Vorstellungen wirken in uns, wenn auch in
schwächerer Weise, meinte er! —
Jakob Böhme, der berühmte Ekstatiker und christliche
Philosoph, erklärte die Natur als die Auswirkung des Un-
grunds, welche? sich kreisend selbst erfasst.
Fant sagte nach Prof. Zöllners „Wiss. Abhandl." I. Bd.
S# 201: „Es scheint, ein geistiges Wesen sei der Materie
innigst gegenwärtig, mit der es verbunden ist, und wirke
nicht auf diejenigen Kräfte der Elemente, womit diese unter
einander in Verhältnissen sind, sondern auf das innere
Principium ihres Zustandes." —
Aehnlich äusserte sich Newton, wie auf der gleichen
Seite des angeführten Bandes von Prof. Zöllner zu ersehen ist.
Prof. Dr. Schaffle, in seinem grossen Werke: „Bau und
Leben des sozialen Körpers" sagt I. Bd. S. 106: „Der
Streit zwischen Körper und Geist ist zu Gunsten des letzteren
geschlichtet, und damit erst die wahre Einheit des Bestehenden
gesichert; denn während es stets eine unüber-
steigliche Klippe für den Materialismus blieb, zu erklären,
wie aus stofflicher Bewegung eine bewusste Empfindung
werden könne, so ist es dagegen keineswegs schwer, zu
denken, dass unsere ganze Vorstellung von einem Stoff und
seinen Bewegungen das Kesultat einer Organisation von
rein geistigen Empfindungsanlagen ist."
S. 104 führt Dr. Sch. die Worte A. Spir's über Vorstellen
und Denken an, welche lauten: „Das Wesen der
Vorstellung ist darin zu finden, dass sie nicht das ist, was
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