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Strigel: Philosophische Forschungen über Geist und Materie. 83
sie vorstellt . ... ob ein Mensch sich für eine Glasflasche,
oder ob er die psychischen Erscheinungen für Stoffbewegungen
hält, ist im Grunde einerlei; nur ist ersteres ein
Wahnsinn des gewöhnlichen, letzteres ein Wahnsinn dies
spekulativen Bewusstseins."
Im IL Band seines Werkes sagt Dr. Schaffte S. 486:
„Wir haben mit Nachdruck hervorgehoben, dass die Auslösung
neuer, bisher in der Welt nicht dagewesener Ideen,
die als völlig neu etwas Wunderbares haben, bis jetzt nicht
'rein mechanisch' erklärt werden können, und haben deshalb
selbst den Glauben an Inspirationen zusammenwirkender
endlicher Geister aus einem allerdings völlig unbekannten
dritten „Woher" der Ideen nichts benehmen wollen. Für
die Wissenschaft aber ist auch dieser Glaube belanglos."
Noch ist zu erwähnen, dass Dr. Schaffte I. Bd. S. 54
— den „unausgebildeten Zustand der Biologie, namentlich
aber der Psychologie" rügt.
Die Ansichten, welche Schopenhauer über den Magnetismus
in „Parerga u. Paralipomena", 1878 ausspricht, im
Artikel „Ueber Geisterseher etc.", sind zwar bekannt; aber
da ein Jeder nur seine eigene Waare auch in der gelehrten
Welt zu oft anpreist und sich dabei mitunter den seltsamsten
Einseitigkeiten, ja Einbildungen betreffs der Wichtigkeit
der eigenen Einsicht hingiebt, so scheint eigentlich der
Unterschied zwischen wachen und somnambulen Schlafträumen
mehr im Grade, als in fundamentaler Verschiedenheit
zu beruhen. Wenn daher in den Gebieten des Schlaflebens
viele Selbsttäuschung, ja Betrug vorkommt, so ist
dieses in Wahrheit auf allen wachen Lebensgebieten nicht
anders. Wenn aber der Arzt den gesunden und kranken
Menschen studirt, so sollte er doch wohl auch die seltsame
Nachtseite des Seelenlebens studiren; und vielleicht beruht
der von Dr. Schaffte gerügte „unausgebildete Zustand der
Biologie und der Psychologie" gerade in dieser Vernachlässigung
! —
Schopenhauer sagt am angeführten Orte S. 243 daher
mit Recht: — „Wer heutzutage die Thatsachen des animalischen
Magnetismus und seines Hellsehens bezweifelt, ist nicht
ungläubig, sondern unwissend zu nennen." — S. 284 sagt er:
„Die in Rede stehenden Phänomene aber sind, wenigstens
vom philosophischen Standpunkte aus, unter allen Thatsachen
, welche die gesammte Erfahrung uns darbietet, ohne
allen Vergleich die wichtigsten; daher sich mit ihnen gründlich
bekannt zu machen, die Pflicht eines jeden Gelehrten
ist." — S. 285 heisst es: „Die rationale oder theoretische
Metaphysik wird also mit derselben (der Experimentalphy-
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