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112 Psychische Studien. X. Jahrg. 3. Heft. (März 1883.)
Statuvolence oder der gewollte Zustand
und
sein Nutzen als Heilmittel in Krampfzuständen und bei Krankheiten
des Geistes und Körpers.
Von
Dr. med. Wm« Baker Falmestock
zu Lankester in Pennsylvania.
Ins Deutsche übersetzt von Gr. C. Wittig.
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Ii 1ii.Ii«
(Fortsetzung von S, 72.)
Das Auflegen der Hände zur Beseitigung von
Krankheit ist fast so alt wie das menschliche Geschlecht,
und schon vor Mesmer's Zeit wurde diese Methode unabhängig
von jedem äusseren Einfluss ausgeübt. Mesmer erhob
jedoch den Anspruch, dem Patienten gewisse Heilkräfte
(die er animalischen Magnetismus nannte) mitzu-
theilen, während in Wahrheit die einzige Hülfe, die aus
seiner Praxis hervorging, durch den Glauben oder einen
Willens- oder Glaub ens-Aet des Patienten verursacht
wurde, welcher das Medium der Empfindung in dem
oder den Nerven des erkrankten Theiles aufhob oder modi-
ficirte.
Im Verlaufe der Zeit nahmen die Magnefciseure
(oder Operatoren) an Zahl zu, und sie glaubten wirklich
fast alle, dass sämmtliche Phänomene, welche aus einer
theilweisen Trennung der Seele und des Leibes resultirten,
die von einem imaginären (eingebildeten) Fluidum, das aus
ihren Pingerspitzen ausströme, hervorgebrachten Wirkungen
wären; während in der That alle diese Phänomene, vom
Hellsehen bis zum vollkommenen Trance- und kataleptischen
Zustande, von dem grösseren oder geringeren Grade der
Abstraction der geistigen von der materiellen Natur
des Menschen abhängig sind, welche Abstraction oder Abgezogenheit
lediglich das Resultat seiner selbsteigenen un-
unterstützten Wirkungs- oder Willens-Kraft ist. Ersteres
ist aber nur die Meinung Derjenigen, welche trotz dieses
Gegentheils das Ende vom Anfang aus nicht sehen können.
Im gegenwärtigen Jahrzehnt hat sich die Zahl dieser
Operatoren zu Hunderten vermehrt, und ich bin betrübt,
es sagen zu müssen, dass bei Vielen von ihnen die Sache
zu einem „weltlichen Geschäfte" geworden ist, das mehr im
Hinblick auf Selbstvergrösserung, als auf die Verbreitung
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