Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 132
(PDF, 167 MB)
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132 Psychische Studien. X. Jahrg. 3. Heft. (März 1883.)

von Medem lebend, welcher die dritte Gattin hatte. Alle
diese Verhältnisse erlaubten schwerlich eine andere als eine
rein geistige Annäherung dieser Beiden.

Die Beziehung Cagliostro^ zu Petersburg scheint uns
von Herrn Brünier durchaus nicht aufgeklärt. Er stellt
uns die Sache so dar> als ob Elisa allein Bedingungen gestellt
hätte, unter denen sie mit ihrem Vater und ihren
beiden Geschwistern nach Petersburg gehen werde, als ob
sie darüber ganz allein selbstständig zu verfügen gehabt
hätte. Und doch soll der Vater Elise?$ für den Plan, Cag-
Uostro selbst nach Petersburg zu begleiten und am dortigen
Hofe einzuführen, bereits gewonnen gewesen sein. Auch
das Misstrauen der „vernunfthellen Kaiserin" ist nicht näher
erörtert und begründet, sondern nur vorausgesetzt. Dasselbe
Misstjpauen hätte consequenter Weise doch wohl auch die
ganze reichsgräfliche Familie von Medem verfolgen müssen,
welche Cagliostro bei sich aufgenommen hatte. Und das
dürfte wohl der eigentliche Grund gewesen sein, weshalb
Elisa selbst nicht mitging, trotz aller ihrer damaligen
Glaubensseligkeit.

Jedenfalls hatte die Kaiserin ihre geheimen Berichterstatter
in Mitau, welche Cagliostro doch wohl nur im Lichte
seiner ihn umgebenden Gläubigen und Fanatiker, aber nicht
in seinem eigentlichen Sein und Wesen schilderten. Durch
seine fanatischen gläubigen Anhänger wie durch seine ebenso
fanatischen ungläubigen Gegner wurde das Gerücht über
ihn ausgesprengt, dass er Millionen reich sei, durch Beschwörungen
die Todten aus ihren Gräbern hervorrufen und
in der Zukunft heller lesen könne als in der alten Geschichte
. Musste die Kaiserin mit ihren Günstlingen einen
solchen Herzensdurchschauer und Hellseher nicht fürchten,
weil er sie auf irgend eine Weise dadurch compromittiren
konnte?*) Und sollten ihre drei Lustspiele über Cagliostro
nicht vielleicht einen ganz anderen Ursprung haben, indem
sie dieselben erst nach Denis Iwanowitsck Von - Wising^s
epochemachendem erstem russischen satirischen Lustspiel:
„Njedorosslj" (Der Unmündige), welches genau vor einem
Jahrhundert zum ersten Mal am 04. September (6. Oktober)

*) Wir empfehlen hierüber Johannes Scherls in Zürich erschütternde
Studie: „Ein Zarenmord" in „Nord und Süd", Januar-Heft
1883 (Breslau, S. Schottländer). — Es handelt sich darin um die lebenslängliche
Einsperrung des rechtmässigen Thronfolgers Iwan VI. unter
der Kaiserin Elisabeth und um dessen noch räthselhafte Ermordung
in der Festung Schlüsselburg am 5. (16.) Juli 1764 unter der Kaiserin
Katharina IL Er starb 24 Jahre alt, nachdem er 22 Jahre lang in
Kerkerluft vegetirt hatte.


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