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Strigel: Philosophische Forschungen über Geist und Materie. 145
Mag man diese Ausdrucksweise korrekt oder nicht so
nennen, für einen jungen, ungeschulten, somnambül-schlafen-
den Menschen ist sie jedenfalls auffallend, und die Anklänge
an Berkeley und Dr. Rosenkrantz, besonders was des letztern
wirkende drei Mächte im Sein der unbedingten Macht darstellen
, scheinen für den Schreiber dieses höchst bedeutsam.
S. 62: „Wenn der Geist frei wird von der Organisation
und losgelassen ist von dem Zustande seiner Gebundenheit
(entweder im Tode oder im somnambulen Hochschlafe), dann
geht er in eine neue Sphäre des Daseins über. Die Eindrücke
der Wahrheit, der Tugend, der Prinzipien, welche
die fühlbaren und körperlichen Substanzen lenken, beherrschen
und bewegen, neigen sich alle zu einem Fokus oder
Brennpunkt. Diesen nenne ich den Urquell, die Sonne, den
grossen Erleuchter, den unveränderlichen und ewigen positiven
Geist. (Es ist hier wohl die ewigströmende positive
Kraft Dr. Rosenkrantz's gemeint.) Derselbe erfüllt alle negativen
Substanzen. Die Welten, ihre Kräfte, ihre körperlichen
Wesen .... sind alle negativ gegen diesen positiven
Geist. Dieser ist die grosse positive Kraft; alles untergeordnete
Dasein ist negativ." (Davis meint hier das Entwickelte
, welches Alles, im Verhältniss zum Ursein, nur ein
abhängiges Dasein hat; wenngleich mit dem Menschen ein
geistiges Reich der Freiheit sich entwickeln soll, welches in
seiner Gesammtheit diejenige Harmonie darzustellen berufen
ist, und durch eigene Kraft und Thätigkeit entwickeln soll,
welche im göttlichen Sein existirt von Ewigkeit; das entwickelte
Geisterreich aber muss oder soll diese Harmonie
sich selbst erringen; deshalb ist es frei!)
„Das Positive und Negative existirt als ein vereinigtes,
unveränderliches Prinzip aller Thätigkeit." —
Davis fasst nämlich, wenn Schreiber recht versteht, das
ausgedehnte Ursein, wohl im Sinne Hartsoeker1^, in seiner
Ausgedehntheit als negative Form, welches im Centrum des
Entwickelten, wie der Geist dos Menschen im Gehirn, intensiver
wohnt oder ist; — aber deshalb doch „durch alle
Glieder ergossen" sich darstellt! Während so die unbedingte
Macht bei Davis entwickelnd auf ihre expansive, negative
Form wirkt und sie gleichsam mit den Prinzipien des Lebens
schwängert, weshalb auch Jakob Böhme vom Ungrund spricht,
welcher sich kreisend selbst erfasst, und der Apostel sagt,
dass wir in Gott leben, weben und sind, lässt Dr. Rosen-
krantz die expansive Macht zwar den anderen Mächten vorausgehen
, lässt aber sie von der kontraktiven Form, oder der
raumschaffenden, begrenzen, woselbst sich dann in dem so
begrenzten Räume die Entwickelung zeitlich in aufsteigen-
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