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148 Psychische Studien. X. Jahrg. 8. Heft. (März 1888.)
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nale diesen Ausgang einer mit solchem Eklat ausposaunten
gerichtlichen Untersuchung todt? Sollten sie sich wirklich
nur schämen, wenn sie nicht ungerecht sein wollen? —
Nachträglich erfahren wir noch zur Sache, dass einige
österreichische Tagesblätter zwar die Einstellung der strafgerichtlichen
Untersuchung in der Trautenauer Spiritisten-
Untersuchung zuerst richtig gebracht, aber hinterdrein doch
auch folgende schiefe Fassung der Orts-Gegner verbreitet
hätten: — „Die Spiritistenaffaire wurde von der Staatsanwaltschaft
Gitschin an die hiesige Bezirkshauptmannschaft
„zur weiteren Amtshandlung abgetreten. Vorläufig wurde
„von dieser Behörde ein Spiritist zu einer zwölfstün-
„digen Arreststrafe verurtheilt." — Dieser Spiritist
soll aber nicht in Folge strafrichterlicher, sondern bloss
polizeigewaltlicher Verfügung schon vor Beendigung der
strafgerichtlichen Untersuchung wepren einer Ansprache
resp. lauten Gebetes auf dem Friedhofe zu Altstadt
von der Behörde verurtheilt worden sein. Und nur daraus
" vermögen wir die priesterliche Verwarnung des Dr. Kraus
herzuleiten, schwerlich aber aus seinem Unglauben an dergleichen
mediumistische Phänomene, die ihm ja viele Schriftsteller
seiner Kirche zur Genüge garantiren, so dass er das
Wort „Spiritistenschwindel6' sicher nicht gebraucht haben
dürfte. Wir theilen seine Ansicht, dass „Irrlehren." d. h.
falsche Erklärungen der wahren Ursachen dieser Erscheinungen
, vorkommen können, gegen die wir uns ebenfalls
gewendet haben, nicht aber gegen die T hat Sachen, gegen
deren reale Windmühlflügel der Redacteur der „Trautenauer
Zeitung" als gegen eingebildete Schwindelritter mit seiner
Druckerlanze tapfer losgeritten ist.
Gr. C. Wittig.
Die Theologie and der Spiritismus.
Dass auch die Theologie der Gegenwart sich bald
immer mehr genöthigt sehen wird, mit der wissenschaftlichen
Erforschung mediumistiseher Wunder der
Neuzeit eine Grundlage für die Beurtheilnng der biblischen
Wunder zu finden, tritt, abgesehen von den dahin
einschlagenden Schriften katholischer wie protestantischer
Geistlicher (wir erinnern nur an Dr. Wilh. Schneidens „Der
neuere Geisterglaube" und Johannes Kreyher's „Die mystischen
Erscheinungen des Seelenlebens und die biblischen Wunder"),
in dem neuesten „L e b e n J e s u" von Bernhard Weiss. I. Bd.
(Berlin, W. Hertz, 1882) XVI und 565 S. gr. 8° eklatant
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