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Die Oesellschaft für psychische Forschung in London. 161
des Grades, und ich glaube, es würde unwahrhaft sein, wenn
man nicht zugeben wollte, dass die jüngsten Erfahrungen
das Aussehen vieler nur hinsichtlich ihrer Steigerung verändert
haben. Ich glaube, dass die Spiritualismen im Allgemeinen
— ich verstehe unter ihnen die wohlerzogenen,
wissenschaftlichen, gebildeten — nicht vorbereitet waren
auf die Fülle von Betrug, welche jüngst an's Licht gekommen
ist, noch auch auf die Hartnäckigkeit, mit welcher
die Medien, denen der Betrug nachgewiesen war, nachmals
vertheidigt worden sind,*) worauf sie in der That im Stande
waren, in dem, was ich ohne Beleidigung ihr Handwerk
*) Auch wir haben diejenigen Medien, welche uns gut empfohlen,
oder von gewiegten Forschern geprüft waren, oder die uns vollkommen
achtbar und ehrlich erschienen, stets vertheidigt und bereuen
dieses nioht, selbst wenn sie uns wirklich betrogen hätten. Es ist
immer noch besser, mehrere aalglatte Betrüger durch die Maschen
des Beobachtungsnetzes durchschlüpfen zu lassen, als ein einziges
echtes Medium unschuldig zum Betrüger zu stempeln! Aber es
giebt bei diesen Erscheinungen einen absichtlichen und einen unabsichtlichen
Betrug. Letzterer kann in der Art der Erscheinungen und
in der Selbsttäuschung der Sinne liegen. Slade's Schiefertafelschriften
wurden vor Aller Augen, hörbar, in den Händen der Beobachter selbst,
zu Stande gebracht, und doch theilten sich die Meinungen der Beobachter
! Ein Zöllner, ein Wallace, ein Crookes haben sie scharf überwacht
und dennoch keinen Betrug entdecken können. Wenn nun
minder scharfe Beobachter von denselben oder ähnlichen Erscheinungen
, wie sie Mr. Crookes in seiner Schrift: „Der Spiritualismus
und die Wissenschaft" und in seinen hochwichtigen Artikeln in den
ersten 3 Jahrgängen der „Psych. Studien" mit allen Vorsichtsmaass-
regeln seiner höchsten physikalischen Wissenschaft uns überliefert hat,
in vielen Fällen von anderen Medien getäuscht sein sollten, so wären
sie darum noch keine Einfaltspinsel. Eins ist klar nach allen bisherigen
Erfahrungen, dass bisher sämmtlichen Medien doch noch stets zu viel
Vertrauen bei Ausführung ihrer Experimente geschenkt worden ist.
Die mit dem Mediumismus sofort vorurtheilsvoll verknüpfte Geistertheorie
und die den Beobachtern einseitig gestellten Bedingungen der
sog. Geister haben eine wirklich exacte Prüfung nur schwer zu
Stande kommen lassen. Meine eigenen Beobachtungen z. B. konnten
niemals so angestellt werden, dass ich absolute Gewissheit über jeden
ausgeschlossenen absichtlichen Betrug gewonnen hätte. loh habe daher
stets nur sinnliche Erscheinungen im Hinblick auf ihre natürliche Erklärung
zuerst ins Auge gefasst und als solche beschrieben. Was
ich unter exacten Prüfungsbedingungen verstehe, habe ich in einer
Note zu dem Artikel der Freifrau M. von Stiebar-Battenheim: „Taschenspielerei
— oder Kraft?M im Februar-Heft lb78 der „Psych.
Studien" S. 63 ff. näher zu entwickeln versucht Vielleicht werden die
exacten Forscher von heute auf dieselben zurückgreifen. Damals
haben meine Vorschläge als scheinbar zu rigorös gar keine Nachachtung
gefunden. Heute wäre es vielleicht gut, nur Erscheinungen
unter diesen zwingenden Bedingungen zur Hand zu haben. Mr. Crookes
hat in dieser Hinsicht sicher am exactesten vorgearbeitet durch sein
elektrisches Binden des Mediums (vgl. „Psych. Stud.« Jahrgang 1S75,
8. 19, & 289 und S. 350.) — Der üebersetzer.
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