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Psychische Studien. X. Jahrg. 4. Heft. (April 1883.) 185
Philosophische Forschungen Ober Geist und Materie
für Freunde der Geistwissenschaft.
Von JL Strig-el in Augsburg.
IV.
(Fortsetzung von Seite 146.)
Gehen wir daher nur noch auf einige Hauptpunkte ein.
§. 174 S. 912 heisst es: — „Was ist der Mensch materiell
betrachtet?" — und ich stelle die Antwort auf: ..Er ist die
Vervollkommnung der Materie, die Blüthe der Schöpfung,
der Herr über alle beseelten Dinge!" Und §. 175 S. 915:
„Was ist der Mensch geistig betrachtet ?" — Ich antworte:
„Er ist die Vervollkommnung der Bewegung, oder des
ersten grossen bewegenden Prinzips des Universums; mit
anderen Worten: 'Er ist die Weisheit der Liebe'."
Diese Definition mag wissenschaftliche Männer wenig
befriedigen; allein die Schwierigkeit des Gegenstandes und
die auch im „Hellsehen" nicht zu überwindende beschränkende
Eigenart des Individuums, in diesem Falle ein ungeschulter
junger Somnambule, dürfte die Sache schon
einigermaassen erklärlich machen, da bei Männern der
Wissenschaft in dunklen Gebieten Verständlichkeit eben
auch sehr oft fraglich ist. — Dr. Rosenkrantz's schöne
wissenschaftliche Darstellung des Denkens, wie es durch
die drei Thätigkeiten des Geistes, als Energien im ewigen
Muss. sich vollzieht, beruht eben auf dem metaphysischen
Begriffe der Kraft und der Bewegung, und trotzdem dem
Schreiber schon widersprochen wurde, möchte Davis doch
Recht behalten, dass dem menschlichen Geiste, mindestens
zur Zeit, nicht das Vermögen innewohnt, mehr von sich
selbst zu begreifen, als dass der Geist eben eine ewige
Energie ist, welcher Denken, Wollen und Empfindung innewohnt
, als wie andern Objekten die besonderen Kräfte,
durch welche sie auf uns wirken; da aber jede Kraft vom
Geiste stammt, so kann sie auch auf den Geist wirken,
dieses lehrt Dr. Rosen faantz und meint auch Davis, und
dieses einzige Wesentliche ist doch die Hauptsache, — Der
Geist erscheint als Blüthe auf der Höhe der Seelengebilde.
— Die den Geist umkleidende Seele macht denselben nach
Davis zur Persönlichkeit. Diese Seele, als das Instrument,
durch und mitteist welchem der Geist wirkt, geht als leibbildendes
Prinzip dem Leibe sowohl als dem Geiste voraus;
diese bildende Seele ist einer Grundzahl vergleichbar, welche
mit dem Leibe wächst, doch ihm, als bildendes Prinzip,
stets voraus ist; diese Seele bildet sich und baut sich auf
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