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186 Psychische Studien* X. Jahrg. I. Heft. (April 1883.)
aus Nahrung, Luft und Düften und enthält nach Davis
alle gebildeten Stoffe in höchster Verfeinerung; diese sollten
alle harmonisch nach Maass und nach Zahl, wie die chemischen
Grundstoffe nach der gegebenen Grundzahl sich ordnen,
was aber bei unserm fehlerhaften Leben und falscher Erzeugung
sehr selten geschieht. So fasst Schreiber dieses
die Lehre im „Reformator^ und andere Stellen von Davis,
besonders auch seine „Geistige Störungen" (Mental Disorders),
und alle diese unharmonischen Seelengebilde bedürfen als
unvollkommene Werkzeuge des Geistes einer Ausheilung
durch einen klar erkennenden und wohlgeleiteten Willen;
wer daher gegen die Vernunft- und Naturgesetze fehlt, begeht
eine Sünde gegen den „heiligen Geist", und diese
Bünde hat ein Jeder zu büssen, sie wird Keinem vergeben,
d. h. er kann nur durch eigenen Willen und That, durch
Erkenntniss und Uebung des Rechten sich von ihren Leber-
tretungen und damit vom Uebel befreien. Davis lehrt deutlich
in seinem „Reformator" und anderwärts die Thatsachen
des Darwinismus und der Vererbung; — weit entfernt, den
Menschen zu degradiren, legt er ihm als Vernunftwesen im
Gegentheil die Möglichkeit und die Verpflichtung nahe,
durch die richtigen Anpassungen sich von der Einsicht in
die Wirkungen dieses Gesetzes leiten zu lassen.
Dort betont er auch, wie Dr. Schaffte im IL Bd. S.
228—75, die Wichtigkeit naturgemässen Lebens und der
Ehe; sowie weniger, aber bessere Kinder, deren fehlerhafte
Erzeugung zur Ausheilung lange Zeiträume in höheren
Existenzformen erfordern, im Falle in einer solchen Organisation
der Seele sich das geistige und ewige Prinzip der
Vernunft und des Selbstbewusstseins als ewige Individualität,
überhaupt in seinen „Anfangen" bilden konnte. — Daher
vermag der Mensch als „Vernunftwesen" im Sinne selbst
des Darwinismus sich selbst und seine Zustände zu verbessern
! —
Geist ist die Basis aller Dinge. Wir finden
den Geist, gleichsam in niedriger Potenz unbewusst wirkend,
auf den niedern Stufen des Lebens; doch der Mensch taucht
immer mehr zum gottgleichen, erkennenden Wesen auf, seit
er vom Baume der Erkenntniss die Frücht brach, obgleich
er irrt, so lang er strebt; Geist finden wir stets wachsend
in Erkenntniss im Menschen, und er ragt in andere Formen
des Seins hinein; dieses zeigt der Somnambulismus!
Die Arbeit, welche der Mensch in diesem Leben vollendet
und vollenden kann, ist ihm vermuthlich ein grosser Gewinn
für das nächste; darum sollten die Klugen die Leiter der
weniger Einsichtigen sein; aber nicht von egoistischen,
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