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Strigel; Philosophische Forschungen über Geist und Materie. 189
Finden nun wissenschaftliche Männer diese Aussprüche
des Bkstatikers Davis unwissenschaftlich, unsystematisch oder
sogar sich widersprechend, nun so mögen sie Dr. Rosenkraniz
studiren; dieser gelangt systematisch zu den gleichen
Resultaten am Ende, nämlich dass Geist die Basis aller
Dinge und der Mensch eine ewige Individualität sei. Das
Resultat scheint dem Schreiber bei dieser Sache die Hauptsache
; und zu ganz ähnlichen Resultaten gelangt Dr. Schaffle
wieder auf einem anderen Wege. Dieses Zusammentreffen
auf drei ganz verschiedenen Gebieten der Forschung zu
gleichem Ziel ist doch kein Zufall? Schreiber mindestens
erblickt darin eine wesentliche Gewähr für die "Wahrheit
des Gefundenen in Bezug auf den Zweck des menschlichen
Daseins.
Es ist ihm unmöglich, alle bedeutend erscheinenden
Stellen in Dr. Schafftet grossem Werk und der Philosophie
des Dr. Rosenkrantz anzuführen, sowie die in vielen Punkten
seltsamen üebereinstimmungen mindestens in der Sache,
wenn auch öfters wenig begründet, bei Davis] immerhin
scheint die Thatsache des Hellsehens und des Somnambulismus
selbst im Sinne Schopenhauers und Baco
v. Verulanis als „Experimentalmetaphysik" wichtig genug
für die wissenschaftliche Beachtung. — Wer aber keine
Neigung für dieses dunkle Gebiet hat, der urtheile mindestens
nicht vorschnell, sondern studire Dr. Schaffte und
Dr. Rosenkraniz \ diese Männer verbinden Tiefe mit Gelehrsamkeit
, und vor Allem, sie sind ehrliche Forscher; denn
bekanntlich ist es nicht das viele Wissen, welches den Werth
des Menschen am höchsten stellt, sondern die Grösse der
Gesinnung, selbst des „Einfältigen", wiegt oft schwerer als
die egoistisch-sophistische Weisheit eingebildeter Forscher.
Wenn Davis daher dem Willen des Menschen die Kraft
beilegt, in seinen Ausartungen und Verkehrtheiten Wahngebilde
zu erzeugen, so weist er auch an verschiedenen
Stellen auf dessen heilende Kraft hin; man vergleiche
z. B., was er in seinem „Vorboten der Gesundheit" erwähnt,
wie er kräftiges Athmen als Heilmittel empfiehlt, und man
Belieben aus omander hervor-, in einander über- und von einander hinweg
gehen. Es bindet sie alle eine gesetzlieh geordnete unendliche
Zweck-Einheit des göttlichen Geistes und seiner Substanz
, welchen der menschliche Geist wohl am nächsten in seiner
endliehen Einheit steht. Dabei sind eine Menge anderer Ordnungen
als die unseres sinnlich wahrnehmbaren Fixsternhimmels nicht ausgeschlossen
Davis will das Alles im Grunde genommen auch sagen, ist
aber in seiner Metaphysik nur deshalb verworren, weil ihm noch die
prägnant unterscheidenden Ausdrücke dafür fehlen und er zu jener
Zeit noch mit der Sprache ringt. Der Sekr. d. Red.
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