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206 Psychische Studien. X. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1883.)
können, noch, auch nachdem sie vom Willen abgeworfen
sind, so kann man sich eine schwache Vorstellung bilden
von den Heilungen, die derselbe Zustand in allen
Fällen bewirken würde, in denen er gehörig herbeigeführt
und der Wille genugsam geübt worden ist.
Sollte Neuralgie oder Nervenleiden selbst der schwersten
Art in irgend einem Theile des Körpers hausen, der
einfache Act, den afficirten Theil in den Zustand der
Empfindungslosigkeit zu werfen, (wie dies so
eben, da ich dieses schreibe, in dem Falle einer Dame
erfolgreich bewiesen wird,) kann ihm augenblickliche Erleichterung
verschaffen,*) und wenn die Krankheit oder
Verletzung von einer solchen Art ist, dass sie den Theil
für eine längere unbestimmte Periode in dem Zustande zu
erhalten erheischt, so kann dies eben so leicht geschehen,
wie die Zusammenziehung oder Streckung einer beliebigen
Reihe von Muskeln, wenn man dies zu thun Willens ist.
Dieses als wahr vorausgesetzt, ist es von selbst einleuchtend
, dass die Zeit kommen muss, (wie entfernt sie
auch in Folge von Vorurtheil und anderen hindernden Ursachen
noch immer sein mag,) wo alle Arten von Schmerz.
Aufregung, Entzündung, Unwohlsein und Krämpfen, welche
im Körper auftreten, oder die Abirrungen, Niedergeschlagenheiten
und Störungen, welche den Geist befallen,
ihre Heilung finden werden, sobald die Wissenschaft
der Statuvolence vollständig begriffen und mit ihren
Gaben und Kräften gehörig gewürdigt und angewandt wird.
Dies ist kein Aberglaube, sondern eine glorreiche
Wahrheit, deren Augenzeuge ich selbst viele Hundert
mal gewesen bin, und welche ich Allen noch faktisch beweisen
zu können hoffe, wenn sie nicht zu vorurtheilsvoll
sind, um selbst zu beobachten, oder zu ungläubig sind, um
dem Zeugnisse ihrer eigenen Sinne zu vertrauen.
Die Erfüllung dieses bis jetzt vermissten Bedürfnisses
ist von Manchen bezweifelt worden, weil sie glauben, dass
nicht alle Personen in den statuvolischen Zustand nach
Willen eingehen können und dass er in Folge dessen auch
nicht allgemein nützlich werden könne.
*) Und hier werden unsere geehrten Leser die plötzlichen wunderbaren
Curen von George Milner Stephen zu Sidney in Australien mit
uns erst in ihrer wahren und eigentlichen Verursachung begreifen,
welche wir selbst zur Zeit nach eigenen ähnlichen Erlebnissen bei
einem Heilbauer des sächsischen Erzgebirges nur dunkel ahnten und
in unseren Artikeln der März- bis Juni-Hefte 1882 der ^sych. Studien"
besonders am Schlüsse andeutend niederlegten. Vgl. Owen, „Das
streitige Land," I. Theil, S. 297 ff. Kirchliche Heiligenwunder. —
Der Uebersetzer.
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