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Dr. Fahnestock: Statuvolence oder der gewollte Zustand ete. 207
Dieser auf gar kein positives Wissen über die Sache
gegründete Glaube ist an und für sich schon ein Hauptgrund
, weshalb nicht Alle in diesen Zustand leicht eintreten.
Sie glauben es eben nicht, dass sie es
können, und in Folge dessen machen sie auch nicht die
nöthigen Anstrengungen, um es zu bewirken. Wenn sie
in allen Fällen nach denselben Principien handeln wollten,
so würden sie niemals im Stande sein, auch nur einen Arm
zu erheben oder einen Finger zu rühren, obgleich die Verrichtung
dieser beiden einfachen Thätigkeiten jetzt (wo
sie Glauben haben) eine ganz leichte Sache für
sie ist.
Hunderte sind unter meiner vorsorglichen Anleitung
in diesen Zustand eingegangen, und es liegt kein vernünftiger
Grund vor, weshalb nicht Alle dies sollten thun
können, wenn sie nur die erforderlichen Anstrengungen
dafür machen.
Wenn sie in diesen Zustand nicht eingehen können
beim ersten, zweiten, oder selbst beim zwanzigsten Versuche
, so Hegt doch kein Grund vor, dass sie dies nicht
würden thun können bei der einundzwanzigsten Sitzung.
Daher müssen alle Diejenigen, welche nicht schon beim
ersten oder zweiten Versuche in diesen Zustand eingehen,
etwas thun, um ihn zu verhindern, und ihre vielfachen Fehlversuche
sind deshalb noch kein Beweis gegen die Möglichkeit
desselben.
Es ist eine nicht allgemein bekannte Thatsache, dass,
wenn Personen, welche in den statuvolischen Zustand eingehen
behufs Befreiung von Krankheit oder Leiden, nicht
eigens daran denken und sich nicht entschliessen, dieselben
zu vergessen, oder dass diese aufhören sollen, sie zu stören,
wenn sie sich wieder aus diesem Zustande herausversetzen,
schliesslich gar keine Befreiung von ihnen empfinden werden
, wenn sie aus ihm herauskommen.
Es ist daher höchst nothwendig in allen Fällen, in
denen der Patient Befreiung von seinen Leiden wünscht,
dass er selbst den ganz festen Entschluss fasse,
die Krankheit, Gewohnheit oder Störung u. s. w. solle ihn
zu belästigen aufhören, wenn er sich aus dem Zustande
wieder erwecke.
Vordem verliess ich mich ganz allein auf das blosse
Eingehen in diesen Zustand hinsichtlich der Our von Krankheiten
; aber hierin wurde ich häufig getäuscht, und ich sah
mich lange Zeit vergebens nach einer praktischen Belehrung
über diesen Gegenstand um, bis ich die obige Methode
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