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238 P sychische Studien. X. Jahrg. (5. Heft. Mai 1883.)
bar sind. Da sich nun die Dinge mit den Sinnen verändern,
so orientiren diese uns gewiss nicht über die Substanz der
Dinge, die nur eine und dieselbe sein könnte. Mit anderen
Sinnen hätten wir andere Vorstellungen, also andere Begriffe,
eine andere Philosophie. — Wenn also der Materialist
behauptet, dass es eine transcendentale Welt nicht giebt,
— die er doch für alle untermenschlichen Organismen selbst
zugeben muss, — dass die Natur über die menschliche
Empfindungsschwelle nicht hinausreicht, dass unsere Sinne
die ganze Welt wahrnehmen, dass unsere WeJtvorstellung
der genaue Abdruck der wirklichen Welt sei, so ist er aus
jedem Lehrbuch der theoretischen Physik und Physiologie
zu widerlegen." U. s. w., U. s. w.
Wir müssen hier mit Gewalt unsere Feder einhalten,
um von den 10 gleich inhaltsreichen Seiten des Schiassartikels
nicht unwillkürlich weiter mit fortgerissen zu werden.
Wir heben, des Verf. trefflichen Gedankengang selbst etwas
weiterführend, nur noch hervor, dass die erweiterte Besinnung
von somnambulen Hellsehenden und Medien,
oder sog. Psychikern, uns zwar eine neue transcendentale,
räthselhafte Welt gleichsam schauen oder sinnlich wahrnehmen
lässt, aber doch immer wieder nur in einer gesteigerten
subjektiven Weise, die uns abermals nicht
über die wirkliche Substanz der jenseitigen Dinge
genau orientirt. Wir erhalten immer wieder nur sinnliche
Bilder aussersinnlicher Schwingungen, in oft alle gewöhnlichen
Wahrnehmungsgesetze umkehrender oder durch einander
wirrender Weise, Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass dergleichen
transcendentale Wahrnehmungen in Bezug auf uns
physisch umgebende Dinge und Personen, die unseren gewöhnlichen
Sinnen zur Zeit nur örtlich entrückt oder verdeckt
sind, mit diesen Objekten nicht doch zuweilen schlagend
übereinstimmen. Aber was über den Bereich unserer Sinne
ganz hinausliegt, was uns wirklich transcendent (jenseitig)
ist, wie die für uns von dieser Erde total abgeschiedene
Geisterwelt, das dürfte sich schwerlich anders als in
combinirten subjektiven Traum-, Phantasie- oder Erinnerungsbildern
kundgeben, welche stets an unsere eigenen psychischphysischen
Wahrnehmungsgesetze gebunden sind und bleiben.
Transcendental wäre die jenseitige Geisterwelt
für uns nur dann, wenn sie wirklich mit uns noch auf
gleichem materiellen Sinnesboden stände, selbst noch sinnlich
materiell wäre. Aber die Gestorbenen haben ihre
leibliche, irdische Sinnlichkeit notorisch von sich abgelegt.
Sie dürften in ihrem wahren jetzigen, rein psychischen Seinsund
Wesens-Zustande schwerlieh von uns physisch-psychisch
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