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242 Psychische Studien* X. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1883»)
Wundermann und heimste goldne (?) Ernten ein, bis die
Breslauer Physiologen nachwiesen, dass bei den Erscheinungen
des Magnetismus schlechthin gar nichts Magnetisches, keine
absonderliche, auf andere überzuleitende Kraft vorhanden
sei, und dass die angeblich magnetischen Vorgänge nicht
auf Ausströmung seitens eigentümlich begabter Personen,
sondern auf einer überaus häufigen krankhaften Nervenreizbarkeit
der Versuchsobjekte selbst beruhen. Damit
wurde der Ärmste zu den Todten (?) geworfen." — Ob
Dr. D. wohl Zöllner'* „Wissenschaftliche Abbandlungen"
über dessen grundehrlichen Experimente mit Hansen und die
Anderer auch nur im entferntesten einer Einsichtnahme gewürdigt
hat? Ob er des Prof. WilK Preyer's in Jena Buch:
e r Et ypnotismus. Ausgewählte Schriften von J.
Braid" (Berlin. Gebr. Partei, 1882) X und 287 S. kennt?
Sogar „Die Natur" in Halle nimmt Notiz davon in Nr.
6/1883. Er weiss nicht einmal, dass die Breslauer Physiologen
und ein berühmter Wiener Anatom Prof. Dr. C. Brühl
den verleumdeten Hansen gegen die auf der blossen Humbug-
Theorie herumreitenden Wiener Collegen in Schutz genommen
und die bis dahin den Medizinern völlig unbekannten
und deshalb frivol bestrittenen Thatsachen dennoch als wirklich
constatirt haben! Und er selber muss hinterher die
Richtigkeit des Gedankenlesens nach seinen eigenen Mit-
theilungen zugeben, auch ohne die genauen Originaiberichte
zu citiren. Und sein Erdurtheil? „Bishop's Kunst besteht
„also lediglich in der durcl^ ausdauernde Aufmerksamkeit
,.,und Uebang erworbenen Fähigkeit, selbst sehr schwache
„unwillkürliche Muskelzuckungen zu erfassen und richtig zu
„deuten. Vielleicht bringt es der Mann auch einmal so
„weit, däss er das Gras wachsen hört." — Ja, in der
richtigen Deutung von etwas Wahrgenommenem steckt
eben der Geist der Sache, geehrter Herr Dr. D.! Nicht,
dass man das Gras wachsen hört, sondern dass man richtig
deutet, wie es wächst, ist die Hauptsache — und diese
Kunst beruht in keiner bloss wahrgenommenem unwillkürlichen
Muskelzuckung des Grases oder eines Menschen! —
Wir empfehlen ihm zur besseren Belehrung „Wissenschaftliche
Beobachtungen über Hypnose" („Psych. Stud." Juni-
und Juli-Heft 1882), ferner „Ist das magnetische Gedankenerrathen
eine geistige Gabe, oder eine Charlatanerie?"
(Januarheft 1882) und schliesslich das so eben in London
erschienene Werk: „Proceedings of the Society for Psychical
Research" (London, Trübner Co., 1882). Auch Professor
Barretts Artikel: „Gedankenlesen" im März-Heft 1883 der
„Psych. Stud." — W.
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