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Psychische Studien. X. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1883.) 243
Kurze Notizen.
a) Dr. Eugen Dreher, Dozent an der Universität Halle-
Wittenberg, unseren Lesern bereits Mai-Heft 1882, S. 216 ff.
und aus anderen Stellen bekannt, äussert in einem Artikel:
»Charles Darwin's kulturhistorische Bedeutung" in „Die Natur"
Nr. 22, 1882 noch folgende denkwürdige Worte: — „Ohne
Zweifel ist der Tod eines grossen Denkers und Forschers
auch geeigneter, als der eines anderen Menschen, der Frage
Gehör zu schenken, was aus demjenigen Etwas geworden
ist, welches die Welt mit Licht erfüllte, was mächtig genug
war, in die Tiefen der Natur zu dringen, in dem dem Alltagsmenschen
verschlossenen Schachte der Wahrheit Schätze
zu heben und die bewundernde Mitwelt deren theilhaftig
zu machen. Scheint es doch, als ob die Gottheit selbst
die Geister, die das geheimnissvolle Wirken der allwaltenden
Natur erkennen, so hoch geachtet habe, um sie zu ihrem
Vertrauten zu machen, indem sie ihnen gestattet, einen
Blick in ihr innerstes Wesen zu thun! — Unwillkürlich
wird man beim Dahinscheiden dieser, durch ihren Intellect
geadelten Geister an die Ode an Archytas von Horaz erinnert,
welcher letztere von genanntem Weltweisen sagt, nichts habe
es ihm gefrommt, in Anbetracht der Allgewalt des Todes,
die Natur nach allen Richtungen hin durchforscht zu iaben;
auch ihm, dem Ergründer der Dinge, stände mit allen
Uebrigen eine 'gemeinsame Nacht' bevor." — Welcher
Glaubens- oder Ueberzeugungsrichtung Dr. Dreher sich
nun zuwendet, liegt in seinen oben vorausgeschickten Erörterungen
wohl genügend angedeutet.
I) Ein freundlicher Abonnent zu Glatz, Herr M. Pr.
wünscht die Aufmerksamkeit unserer Leser auf eine Notiz
Seite 18 des 1. Heftes 1883 der „Chronik der Zeit" unter
der Ueberschrift: „Giebt es Ahnungen?" zu lenken, weil
er in den „Psych. Stud." bereits andere derartige Citate
gefunden habe. Daselbst heisst es: — „Heinrich Voss er-
„zählt in den Mittheilungen über Schiller und Goethe, dass
„Goethe die Gewohnheit gehabt habe, an jedem Neujahrs-
„tage seinem Freunde Schiller eine schriftliche Gratulation
„zuzusenden, und dies that er auch am letzten Neujahrs-
„tage, den Schiller erlebte, im Jahre 1S05. Als er aber die
„Gratulationskarte noch einmal durchlas, fand er, dass er
„geschrieben hatte: 'der letzte Neujahrstag', statt der
„'wiedergekehrte'. Er beschreibt eine neue Karte, und siehe
„da! als er sie durchliest, steht wieder das ominöse Wort
„'letzte' da. Goethe musste eine dritte schreiben; er blieb
„den ganzen Tag über nachdenklich und äusserte Nach-
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