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Kurze Notizen,
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wahrgenommen habe, als er sich ein parfümirtes Taschentuch
vor Mund und Nase hielt und durch dasselbe ein- und aus-
athmete. Ein Betrug liegt in diesem Falle bestimmt nicht vor;
was aber dann? Kennt die physiologische Wissenschaft ein
ähnliches Beispiel? Dr. 0. R" — („Das Neue Blatt" No.
16(1883 S. 255.) — Dass die sog. spiritualist. Materialisations-
Medien dieselben, wenn nicht noch weit wunderbarere Befähigungen
hätten, wenn sie z. B. Phosphorlichter und leuchtende
Krystalle erzeugen sollen, steht noch exact zu erweisen.
ä) Am 9. April 1882 starb zu Chelsea in England der
Maler und Dichter Dante Gabriel Rosseiii] geb. 1828, gab
er 1870 seinen ersten Band „Poems" heraus, dem 1873 der
zweite folgte, 1882 „Ballads and Sonnets." In seiner von
Robert Waldmüller (Ed. DubocJ in Dresden verfassten und im
„Magazin f. d. Lit. des In- und Auslandes" No. 3 j1883 enthaltenen
biographischen Skizze heisst es: — „Er steht so
„im Banne Dante9 s und Beatricös . . . dass uns zuletzt selbst
„sein übermässiges Bevorzugen der Sonettform nicht mehr
„stört. Auch das erinnert an Beatrice, dass uns der
„Dichter durch die Innigkeit seiner Empfindung
„in den Kultus einer nicht mehr dem Leben Angehörenden
hineinzuziehen weiss (Rossetti verlor seine
„Gattin Elisabeth Giddal im zweiten Jahre der Ehe) und
„zwar in solchem Maasse, dass uns schwindelig wird beim
„Rückblick auf die schwanke Brücke, über die er aus
„Schilderungen unverhüllten Sinnengenusses in diese Ge-
„filde des Todes den Weg zu nehmen wagt. Denn hier
„hat er das liecht in Anspruch genommen, obschon es sich
„um die Lebensgenossin, nicht um irgend eine gefällige
„Schöne, wie in Goethe}s römischen Elegien, zu handeln scheint,
„auf alles Verschleiern und auf alles Dämmerdunkel zu ver-
„zichten. Zu statten kommt seiner Muse dabei so die
„Sonettform, wie auch das Hereinziehen symbolischer Gestalten
: Fate, (Schicksal), Love, (Liebe), Hope, (Hoff-
„n u n g) und ähnliche Begriffswesen sind dem Dante-Schüler
„engbefreundete Vertraute, und namentlich Amor's (Love's)
„Flügel umschwirren uns in seinen Gedichten öfter, als es
„dem heutigen Geschmack für Liebeslyrik zusagt. Dass
„der Schimmer des Allegorischen dennoch wie eine goldene
„Lasur für das, was dieser Maler-Dichter in Worte kleidet,
„wirkt und dass jene Zuthat schwer entbehrlich sein würde,
„davon kann man sich leicht überzeugen: genug seine Nachahmer
haben ja diese allegorische Seite Rossetti's in ihren
„der nackten Wirklichkeit nachgehenden Schilderungen vermieden
, und ihr poetischer Flug ist infolge dessen von der
„Erde nicht losgekommen." — Dieser Blick in die Werk-
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