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252 Psychische Studien. X. Jahrg. G. Heft. (Juni 1883.)
werde stolz darauf sein, gerade Ihnen, als dem Pionier
unserer Strebensgenossensehaft, die Hand damit gereicht
zu haben.
Ihren Uebersetzungs-x^rtikeln über „Statuvolence" folgen
wir mit vielem Interesse, und ich erlaube mir, etwas aus
meiner eigenen Erfahrung an dieselben anzuknüpfen. Herr
Dr. W. Baker Fahnestock ist der Ansicht, dass der eigne
Wille das magnetisch-hellsehend-hellbesinnende kurative
(Heil-) Moment erwecke und dass übertragende Mittel, wie
z. B. Wasser, Erde etc. zwecklos, irrig seien. Ich kenne aus
eigner Erfahrung Fälle, die seine Ansicht unterstützen,
wenigstens die erstere Hälfte derselben. Z. B., da wir in
der hiesigen Umgegend den Namen „gute Leute*' tragen,
haben alle ein unermessliches Vertrauen zu uns und kommen,
uas ihre Sorgen, Nöthen und Schmerzen mitzutheilen in
der vollen Ueberzeugung, Rath und Hülfe von uns zu erlangen
. So kommen denn manchmal Kranke, die Jahre
lang erfolglos unter ärztlicher Behandlung waren und gesunden
, wenn sie mir ihr Leid geklagt und ich in solch
rathlosen Fällen meist irgend ein unschuldiges Hausmittel
verabfolgte, nur um den Leidenden nicht zu enttäuschen.
Was kann man da anders sagen, als die Worte des Evangeliums
: „Dein Glaube hat Dir geholfen!" — Von leichteren
Fällen spreche ich nicht, da bei solchen die Vis medicatrix
naturae ja allgemein anerkannt ist. —
Nun aber auch ein Beispiel gegen die Behauptung,
übertragene'e Mittel seien zwecklos. —
Wir hatten hier vor einigen Jahren einen alten Wächter
der Melonenfelder. Seines Namen? entsinne ich mich nicht
mehr, weiss nur noch, dass er „Hexenmeister" geschimpft
wurde. Da die Melonenfelder an der hier verkehrreichen,
baumlosen, staubigen Poststrasse, mehrere Werst von den
nächsten Behausungen lagen, — die schönsten, saftigsten
Melonen aber nur in der grössten Hitze reifen, — und der
Wächter den Tag lieber in seiner armseligen Hütte verrauchte
und verschlief, als in der Sonnenhitze auf den
Melonenfeldern herumzugehen, kam es stets zu Klagen über
entwendete Melonen, und immer waren es die schönsten,
welche man vermisste. — Da wurde ihm doch eines Tages
die Sache zu bunt, und er sagte: „Bei Gott, jetzt soll mir
„keine mehr gestohlen werden!" — Er machte kleine, hieroglyphische
Zeichen bei jeder grossen, schönen Melone und
verschwand wieder in seiner Hütte. — Von dem Tage an
sah man täglich Leute, welche mit den Händen an irgend
eine verlockende Melone angebannt waren, ohne sie pflücken
zu können. Machte der Wächter dann vor Abend seine
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