Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 263
(PDF, 167 MB)
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Dr. Cohn: Das Verschwinden der Farbenblindheit beim etc.: 263

„"Wenn ich noch vor vier Wochen die Ankündigung
eines Vortrages unter obigem Titel gelesen hätte, so würde
ich dieselbe für einen Scherz gehalten haben; wäre mir
aber von sachkundiger Seite mitgetheilt worden, dass es
sich um sichere Beobachtungen handle, so hätte ich dieselbe
doch nicht eher geglaubt, bis ich sie mit eigenen Augen
gesehen. Da es wohl vielen der anwesenden Oollegen ähnlich
geht, erlaube ich mir, die merkwürdige Erscheinung,
um die es sich handelt, hier an zwei von Geburt an Totalfarbenblinden
vorzuführen. Wir verdanken bekanntlich
Heidenhain und Grützner die Entdeckung der wichtigen
Thatsache, dass Streichen einer Schädelhälfte bei manchen
Personen zugleich mit Kataleptisiruug der entgegengesetzten
Extremitäten auch Farbenblindheit des entgegengesetzten
Auges hervorruft. Ich fand jedoch eine noch einfachere
Methode, das Auge allein zu hypnotisiren, und theilte dieselbe
der geehrten Gesellschaft bereits am 12. März mit.

„Sie besteht darin, dass man ein Auge erwärmt,
sei es mit einer warmen Hand oder mit einem warmen Umschlage
; dadurch entsteht auf dem anderen Auge bei hyp-
notisirbaren Personen stets Accommodationskrampf und zuweilen
Farbenblindheit. Diese Methode hat das äusserst
Angenehme, dass weder im Gesicht, noch am Körper irgend
welche Krämpfe oder Lähmungen, weder in der Sprache, noch
im Bewusstsein, noch imUrtheil irgend welche Störungen auftreten
, und dass diese Versuche selbst bei den allerempfind-
lichsten Personen, die sonst schon duich einmaliges Aufwärtssehen
total besinnungslos werden, oh ne die geringste
Belästigung oder Gefährdung beliebig lange angestellt
werden können.

„Die Beobachtung, dass Normalfarbensehende durch Erwärmen
eines Auges Veränderungen ihrer Farbenempfindungen
auf dem anderen Auge erfahren, legte es nahe, zu
vermuthen, dass auch in den Empfindungen mancher von
Geburt an Farbenbünden, wenn sie überhaupt hypnotisirbar,
Veränderungen eintreten würden. Dass diese V ermuthung
richtig, beweisen die beiden vorzustellenden Fälle. Der
erste Fall betrifft einen 17jährigen jungen Mann, Herrn

der schon in seinem 7. Lebensjahre zwei vollkommen
verschieden getärbte Kleider seiner Schwestern für gleich
erklärte. Ich fand ihn vor zwei Jahren, als ich 3000 hiesige
Schulkinder auf Farbenblindheit untersuchte, als total-
farbenblind; ich habe seine Verwechselungen nach allen
damals bekannten Methoden untersucht und auf S. 148
meiner „Studien über angeborene Farbenblindheit" (Breslau
187y) als Fall 10 ausführlich beschrieben.


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