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270 Psychische Studien. X. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1883.)
dingen aufdrängen. Wenn wir im Grunde auch nur an die
Kealität der Aussenwelt glaub en, so ist doch dieser Glaube
der allgemein menschliche und durch keine Philosophie bisher
erschüttert. Der Realismus ist einmal die dominirende
Weltanschauung. Wenn die Aussenwelt eine blosse Vorstellungswelt
wäre, warum könnte sie sich uns denn nicht
als eine solche tagtäglich aufdrängen? Nach dieser idealistischen
Erklärung wären die mehrpersönlichen anormalen
Sinnesbilder eine besondere Art unregelmässiger Vorstellungen
, welche durch gewisse, noch unerforschte Kräfte
des Ich hervorgerufen würden. Ob die Vorstellungen sich
so oder so mischen, was thuts! Die Thatsäehlichkeit mehrpersönlicher
anormaler Sinnesbilder dürfte für Manchen die
Veranlassung werden, der idealistischen Weltauifassung den
Vorzug zu geben. Indessen auch die vierte Art der Er-
klärung ist einfach und der Erfahrung gemäss.
Das zeitweilige Verschwinden eines Gegenstandes erkläre
ich durch, die Wirklichkeit fälschende, anormale
Sinnesbilder.
Sollte ein Gegenstand durch psychische Kraft verschwunden
bleiben, für jedermann und für immer, was
sicherlich nicht konstatirt ist, so würde ich lieber annehmen,
dass der Gegenstand durch einen plötzlichen unsichtbaren
Verbrennungsprozess in gasförmigen Zustand verwandelt
werde, als dass ich ihn für versetzt in die vierte Dimension
oder in eine andere gleichzeitortige Welt hielte. Nun, ein
solches Verschwinden ist ja eine blosse Annahme, meinetwegen
eine müssige. Wir haben mit der Materie und den
Geistern unserer Welt, der diesseitigen und der jenseitigen,
noch so viel zu thun, dass wir vierte Dimensionen und andere
Welten ungeschoren lassen können.
Die Reise Connle's,
So ist ein uraltes irländisches Lied betitelt, über welches
das „Journal officiel" nach einer Vorlesung des Professors
ITArbois de Inbainville am College de France über keltische
Literatur berichtet. Diese Reise Connys hatte das Land
der Todten und der Götter zum Ziele, von dem Connle
nicht wieder zurückgekehrt ist. Am Ende des 2. Jahrhunderts
unserer Zeitrechnung hatte Irlai)d einen grossen
König Namens Comi. Die Geschichte giebt diesem Fürsten
zwei Söhne: „Connle den Kothen, oder den Verunstalteten",
und Art Art herrschte über Irland während eines Theiles
des 3. Jahrhunderts, und obgleich er einen Bruder hatte,
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