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Wittig: Die Reise ConnlS's.
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immer weiter; endlich sali man sie nicht mehr, man hat sie
seitdem nicht wieder gesehen, und man weiss nicht, wohin
sie gegangen sind.
„Conn und alle um ihn waren in Nachdenken versunken.
Plötzlich näherte sich ihnen Art, der zweite Sohn Conn's.
„Art ist heute allein," sagte Conn, „es scheint mir, dass er
keinen Bruder mehr hat." — ,,So ist es," antwortete ihm
der Druide Coran; „künftig wird man ihn Art den Einzigen
nennen." — Und deshalb ist jenem Könige Art, der über
Irland im dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung regierte,
der Beiname der Einzige geblieben."--
Es kommen in dieser Erzählung zwei Ausdrücke vor,
in denen nach der Ansicht des Prof. UArbois de Iribainville
das Christenthum sich kundgiebt Der eine ist der, wo
man uns „den Gerechten bei den zahlreichen Personen"
zeigt, der kommen wird, um den Druidendienst zu vernichten.
Der andre ist der, wo man uns sagt, man wisse nicht, wohin
Conrile durch die junge Frau, die ihn mit sich fortgerafft
hat, geführt worden sei. Die heidnischen Kelten wussten
aber recht gut, wohin die Todesgöttin die Verstorbenen
führe. Lucan spricht von der andern Welt 'orbis alius',
wo nach den Druiden äer Aufenthalt der Schatten ist.
„Der Tod ist," sagt er, „wenn man ihnen glaubt, die Mitte
eines langen Lebens." Mela spricht von dem neuen Leben,
das der verstorbene Kelte im Aufenthaltsorte der Manen
fand. Er stimmt mit Valerius Maximus überein, der uns
berichtet, dass der gallische Gläubiger manchmal die Bezahlung
einer Schuld auf die Zeit verschob, wo sein Schuldner
und er sich in der andern "Welt wieder treffen würden.
Und in diesem Punkte war der irländische Glaube der nämliche
, wie der der gallischen Kelten.
(„Das Ausland" Nro. 38 v. 18. Sept. 1882J
Wir erlauben uns zu obiger Uebersetzung wie zu der
daran gehängten Schlusserklärung einige schlichte Bemerkungen
. Da wir weder das altirische Original, noch dessen
französische Uebersetzung durch Herrn Professor ffArbois
de Iribainville vor uns haben, sondern nur obige deutsche
Uebersetzung, so müssen wir uns lediglich durch den sprachlichen
Sinn und Inhalt des Ganzen leiten lassen. Hiernach
scheint uns die Stelle, wo die Todesgöttin (die Frau) spricht:
„O Conn, der Druidendienst ist nichtig. Trotz der Bosheit
deines Druiden u. s. w." wohl nicht ganz richtig übersetzt
. Der Druide kämpfte jedenfalls durch seine priesterlichen
Gebete und Arzneien gegen den Tod ConnlPs an.
Das kann ihm aber doch wohl nicht als Bosheit, höchstens
nur als gutgemeintes Widerstreben gegen höhere Götter-
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