Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 274
(PDF, 167 MB)
Bibliographische Information
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274 Psychische Studien. X. Jahrg. 6. lieft. (Juni 1883.)

macht angerechnet werden. Alles Priesterthum ist jedoch
gegenüber dem Tode ohnmächtig, wie wir „nichtig" übersetzen
würden.

Ferner dürfte sich in dem Gedieht schwerlich schon
ein Einfluss des Cliristenthums nachweisen lassen.
Wenigstens die angedeuteten Stellen sind keine schlagenden
Belege dafür. „Bald wird ein Gerechter den Menschen
(wörtlich bei den zahlreichen Personen) unter unzähligen
Wundern erscheinen, und seine Gerechtigkeit wird die
Zaubereien der Druiden zunichte und die Thaten des bösen
Geistes zu finstren Hirngespinnsten machen," könnte nur
eine solche Deutung gewinnen, wenn man die Zeit der Entstehung
des Gedichtes und seine Ueberlieferung aus Mönchsklöstern
nach dem heiligen Patrick, der um 430 aus
Schottland nach Irland kam, nachzuweisen vermöchte. Weit
eher scheint uns in dieser Stelle ein neuer beginnender
Zwiespalt zwischen dem einheimischen Druidenthum und
Königthum, der schon zu Caesar}s Zeit von diesem klug
ausgebeutet wurde, ausgesprochen, und der bald erscheinende
Gerechte soll sichtlich nur Der sein, mit dessen Namen das
Lied beginnt und endet: „Art der Einzige." Christus war
ja schon längst den Menschen erschienen; auf ihn als einen
erst Zukünftigen konnte diese Prophezeihung unmöglich
gemünzt sein. — Wenn es schliesslich von der Frau heisst,
man wisse nicht, wohin sie mit ConnU gegangen, so will das
offenbar auch keinen christlichen Zweifel am heidnischen
Jenseits verstecken, sondern nur einfach besagen, die Todesgöttin
habe den Jüngling in jenes den Sterbenden gewisse,
aber den Lebenden noch unbekannte Land hinüber geführt,
aus dem es keine Wiederkehr zum irdischen Leben, kein
Wiedersehen hienieden giebt — wohl aber dort, sobald wir
Alle selbst dahin gelangen.

Nachdem wir so die ursprüngliche Echtheit des wohl
im irischen Volke getreu überlieferten Liedes aus dem
3. Jahrhunderte unserer Zeitrechnung zu retten versucht
haben, wenden wir uns zu seinem allgemeinen oder eigentlich
spiritistischen Inhalt. Da ist es geradezu wunderbar,
wie der gesunde Sinn des altirischen Volkes so scharf und
sinnig zwischen dem unerschütterlichen Glauben an ein jenseitiges
Fortleben und jedem Versuche, die Kluft des Todes
irgendwie umgehen oder überbrücken zu wollen, zu unterscheiden
weiss. Der philosophische Spiritismus oder Spiritualismus
von heute könnte Vieles aus diesem bezaubernd
naiven Seelenbewusstsein eines noch kindlich dichtenden
Volksgeistes lernen. Es ist, als ob der grösste Genius der
Poesie, Shakespeare, dieses Gedicht vor Augen gehabt hätte,


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