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Wittig: Die Heise Connys.
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als er die ewig denk- und fragwürdige Stelle schrieb über
Jenes Land,
„Von dess' Bezirk kein Wandrer wiederkehrt." —
Keiner der Hinübergescliiedenen kann und vermag bis
beute nocli aus seinem Jenseits so zu uns zurückzukehren,
wie er dort wirklich beschaffen ist. Nur die geistige Erinnerung
von Medien vermag seine frühere Vergangenheit in
uns wachzurufen, allenfalls auch eine maskenartige, allegorische
Personifikation versuchen: — aber das ist nicht
die wirkliche Gestalt des mit uns in seinem Jenseits in der
lebendigen Gegenwart fortlebenden Geistes, welcher seine
ganze irdische Leiblichkeit mit ihrem Nerven - Apparat im
Tode von sich definitiv abgelegt hat. Dieser ersten Wahrheit
müssen wir uns tief bewusst werden. Diejenigen Lieben,
welche einmal von uns geschieden sind, können sinnlich nicht
mehr zu uns zurückkehren. Was vergangen ist, ist vergangen.
,,Was du von der Minute ausgeschlagen,
„Bringt keine Ewigkeit zurück!"
Wir wissen nur, um mit Sokrates zu reden, dass wir
vom eigentlichen Jenseits und seinem Leben bis jetzt nichts
weiter wissen, als dass es existirt, denknothwendig exi-
stiren muss. Alle Spuren und Kräfte unseres Seelen- und
Geisteslebens deuten darauf hin. Darum haben wir dieses
allein immer genauer und sorgfältiger kennen zu lernen, um
etwa seine zeitlichen Grenzen zu ermessen, welche doch
gleichzeitig die Ufer der Ewigkeit sind. Christus nennt sie
mit einem herrlichen Bilde: „das Vaterhaus." — „In meines
Vaters Hause sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch
eine Stätte zu bereiten." — Mehr weiss kein christlicher
Priester am offenen Grabe eines Hingeschiedenen. Mehr
weiss auch kein Spiritist und Spiritualist wirklich Gewisses
über das Jenseits. „Endlich sah man sie nicht mehr, man
hat sie seitdem nicht wiedergesehen, und man weiss nicht,
wohin sie gegangen sind," — bleibt eine wohl für diese
Erde ewig unerschütterliche Wahrheit für Jeden, der die
Tiefen der Geheimnisse des Geisterlandes näher ergründen
will. Wir sind darum nicht hoffnungslos. Hier hört die
Wissenschaft auf, und beginnen Poesie und Kunst, Glaube
und Religion ihre Engelsschwingen zu entfalten. Wen die
feste philosophische Gewissheit und Erkenntniss erfüllt, dass
die ewige Allmacht uns so sicher und versorglich in dieses
unbekannte Leben herein geleitet hat, den wird sie auch im
Tode voll eben so fester theosophischer Glaubenszuversicht
hinüber leiten in die unbekannten Gefilde einer ebenfalls
von ihren weisheitsvollen Gesetzen getragenen Geisterwelt.
Deshalb ist das Studium der mediumistischen Phänomene
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