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284 Psychische Studien. X. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1883.)
allerhand Spuk treiben; 4) Die Theorie der magischen
Kraft, die Lehre des Prof. Perty in Bern: „Es
giebt Kräfte und durch sie bewirkte, zum Theil sinnlich
wahrnehmbare Phänomene, welche nicht nach den bis jetzt
bekannten Natur- und psychologischen Gesetzen, sondern
nach Gesetzen einer höheren Ordnung sich richten---
u. s. w."
Verfasser macht nun einen Vermittelungsversueh
von seinem katholisch-theologischen Standpunkte aus, auf
dem ja die Existenz von Dämonen und bösen Geistern
bekanntlich schon ä priori feststeht. Es giebt also nach
ihm ein Eingreifen „übersinnlicher Wesen" (S. 366). Am
Schlüsse sagt er: „Es ist also, um den guten Ruf geistiger
Gesundheit zu retten, nicht nöthig, ohne Weiteres alle
Geistererscheinungen als eitlen Spuk, als Trug oder Täuschung
zu verwerfen."---Referent Spiita sagt dazu:
— „Ohne Weiteres wird das auch Niemand thun!--
ob jedoch die ganze in Rede stehende 'Frage' überhaupt
auf 'wissenschaftlichem' Wege discutirbar ist, ob sie 'eine
wissenschaftliche Frage1 ist, das ist eben auch eine 'Frage',
welche Referent nicht bejahen möchte." — Wir glauben
hier Prof« Wundfs: „Der Spiritismus eine sogenannte
wissenschaftliche Frage" aus ihm sprechen zu hören. Damit
suchen diese Herren sich nur eine höchst complickte und
mühsame Untersuchung bequem von den Schultern zu wälzen.
Es gilt, endlich einmal wirklich damit zu beginnen, wissenschaftlich
exact festzustellen, was Thatsachen und was blosse
Theorien an den mediumistischen Erscheinungen bildet.
Es wird nach dieser Scheidung noch genug Thatsächliches
übrig bleiben, was die gelehrten Forscher, wenn nicht zur
Annahme der Wirkung einer jenseitigen Geisterwelt, so
doch zur Anerkennung der Wirkung eines geistigen Seelenlebens
zwingen wird, das sich auch anders als durch unsere
bloss tagwache Vernunft kundzugeben vermag.
Wir verweisen unsere geehrten Leser zurück auf den
Inhalt des neu ausgegebenen und dem Februar-Hefte 1883
der „Psych. Studien" vorgehefteten Prospeetus, in welchem
wir Seite 1 und 4 in aller Kürze den Standpunkt, welchen
die Wissenschaft za diesen Problemen einnehmen
könnte und sollte, angedeutet haben. Jedenfalls sind die
auftretenden Phänomene noch unerklärt und darum wichtig
genug, um sie auf wissenschaftlichem Wege auch als wissenschaftliche
Fragen zu discutiren. Wir können uns diese
Fragen doch nicht willkürlich und beliebig wählen, sondern
sie treten an uns von selbst heran durch die vor allem
Publikum auftauchenden Erscheinungen. Also rücken wir
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