Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 291
(PDF, 167 MB)
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Wittig: Der Vampyrglaube kein ganz leerer Wahn.

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klären können ? Sie verfallen nicht in einen höheren Geisterglauben
, sondern in einen Leiehenglauben; denn sie beziehen
solche Vampyr-Erscheinungen, welche nicht immer in der
Traumgestalt fächelnder Fledermäuse, sondern kürzlich Verstorbener
sie bedrücken, mit denen sich noch ihr ganzes Ge-
müth beschäftigt, auf die begrabene Leiblichkeit ihrer Erinnerungsvorstellung
vom Geiste des Dahingeschiedenen.
Nun steht allerdings noch eine Möglichkeit für eine andere
Erklärung offen, welche einer rationellen Thatsachener-
forschung noch bedarf. Wenn Fakire in Indien über
einen Monat lebendig begraben sein und dann doch noch
zum Leben wieder erweckt werden konnten, weil ihr innerstes
Gehirnleben ihre Seele noch so lange festhielt,
(s. „Psych. Stud." Septbr.-Heft 1882, S. 407, Note), so
dürfte dieser Fall bei Starrzuständen (Katalepsie) öfter vorkommen
. Könnte obige Mutter mit ihrem vielleicht nur
scheintodt begrabenen Kinde nicht in einem nächtlichen
Trancezustande in sog. sympathetischem Rapport gestanden
haben, der sich ihr als Vampyrdruck offenbarte?

Weshalb sucht da? Volk instinktiv die Leichen dadurch
unschädlich zu machen, dass man ihr Herz durchbohrt oder
sie verbrennt, um sie gewisfc zu tödten, worauf stets Ruhe
einzutreten pflegt? Sicher steckt hinter diesem Aberglauben
noch ein natürliches Etwas, welches durch zu viel
Glauben wie Unglauben bisher noch völlig 'unermittelt geblieben
ist. Fräulein Friederike Bremer in Schlesien mit
ihren seit 30 Jahren unermüdlich wiederholten Vorschlägen
zum Bau von Leichenhäusern behufs sorgfältigster Beobachtung
von Scheintodten hat damit vielleicht den
ersten Schritt angeregt, der mit der Zeit zu einer weiteren
bequemen Erforschung auch dieser Vampyrfrage führen
könnte. Selbst die Chinesen sind uns in diesem Punkte
einigermaassen überlegen, wie die „China Review" (s. „das
Ausland" Nr. 15 v. 9. April 1883) uns belehrt. Die einfache
Frage: „War er todt?" welche so häufig bei gerichtlichen
Untersuchungen und in andern Fällen gesteilt wird,
beantwortet der europäische Arzt: „Jemand ist todfc, wenn
er zu athmen aufgehört hat und sein Blutumlauf stockt."
Der Chinese dagegen sagt: „Er lebt noch, so lange noch
eine Spur von Wärme im Körper ist." Daher haben chinesische
Zeugen oft das Gegentheil von dem ausgesagt, was
europäische Aerzte von einem Todten behaupteten. „Wir
meinen, dass es nicht für die Bekanntschaft der englischen
Aerzte mit • den chinesischen Zuständen spricht, wenn sie
40 Jahre gebraucht haben, um diese Eigentümlichkeit aufzuspüren
", äussert der Referent dieser Notiz. Und wir


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