Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 302
(PDF, 167 MB)
Bibliographische Information
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302 Psychische Studien. X. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1883.)

mich!"*) Trotzdem ich diese Bitte sonderbar fand, gab ich
ihm aber doch mein Versprechen, es zu thun. —

Vor einiger Zeit nun stand ich in meinem Wohnzimmer
am Fenster, und war es ein klarer schöner Abend, und die
Sterne glänzten so hell am Himmel. Als ich die Sterne
sah, fielen mir jene Worte ein, und als ich an meinen
Freund so recht lebhaft dachte, fiel eine heile funkelnde
Sternschnuppe dicht vor meinen Augen zur Erde nieder.
Mir wurde dabei so eigentümlich zu Muth, eine freudige
Erregung durchzuckte mich, und ahnte und wusste ich, dass
irgend ein Ereigniss kommen würde. Meine Ahnung traf
zu. Als ich um ein Viertel auf Eins meine Uhr aufgezogen
hatte und im Begriffe war, mich niederzulegen, fühlte
ich eine sonderbare Kälte, ich möchte sagen, Zugluft mich
umwehen, und wurde meine linke Hand von einer im hellen
Schein sichtbaren, aber ganz kalten Hand ergriffen und
festgehalten. Etwas Nebel verbreitete sich im Zimmer, es
erschien in demselben eine Gestalt, sie wuide immer
mehr erkennbar, und stand ungefähr noch einer Minute
mein Freund R. B. vor mir. Ich sah deutlich Kopf, Schultern
und Arme. Er nahm meine Hand fest und sicher in
die seine; ich fühlte den Druck derselben, sah nach seinem
Gesicht: es waren ganz seine Gesichtszüge, nur so riaders,
wie durchsichtig war alles. Er sagte mit einer Stimme,
welche ganz so klang, als wie er noch auf der Erde weilte,
nur sprach er langsamer und betonte jede Silbe, — er
sagte: „Zwischen uns besteht eine Verwandtschaft der
Seelen, — schon im Leben und jetzt im Tode. Deshalb
bin ich Dir allein sichtbar, und bist Du je in Gefahr, so
rufe mich, ich habe die Kraft, Dich zu schützen, und bin
oft bei Dir." Er liess meine Hand los und zog langsam
sich zurück und verschwand, indem eine hellgraue Wolke
in der Stabe sich verbreitete. — Ein Traum war dies nicht;
ich stand im Zimmer, rieb meine Augen, und war meine
linke Hand, welche in der seinen geruht hatte, feucht und
kalt, während die rechte Hand warm und trocken war.

Zur weiteren Illustration der anerklärbaren Vorgänge
im Seelenleben will ich noch eines Vorganges gedenken, der

*) Hier gedenken wir einer kürzlieh gelesenen, anklingend schönen
Stelle aus £. M. Vacano's lesensworther Novelle: „Junge Katzen" in
„Ueber Land und Meer" Nr. 86, 1883 S. 714: — „0, die leeren Tänze
in den Sälen, in der Einöde der Gesellschaft! Wie so anders mussten
die Stunden sein mit einem Wesen, das ihr Alles war, und dem sie
Alles sein konnte: Stunden, durebfunkeit von Seligkeiten, wie der
Himmel von Sternen! Wie lebhaft ahnt dies jedes Frauenherz, das
reinste selbst!" — Der Sekr. d. Red.


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