Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 321
(PDF, 167 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0329
Wittig: Gottfried Keller ein rationeller Spiritualist. 321

wollen,) warf es weg und trat wiederum beschämt und betreten
zurück, wie an jenem Morgen in dem Garten am
Meere." {Theophilus glaubte nämlich in seiner Eifersucht
an einen vermeintlich von ihr geliebten irdischen Bräutigam,
den Statthalter Fabricius, dessen Name in jener Gartenscene
die Veranlassung ihres beiderseitigen Missverständnisses und
ihrer Trennung geworden, worauf sie Christin und nun von
demselben, ihr durch die Eltern zum Bräutigam bestimmt
gewesenen, aber von ihr verschmähten Statthalter Fdbricius
zu Tode gemartert wurde.)

„Da brannte die Gluth aufs Neue, Dorothea seufzte auf
und verlangte nach dem Tode. Der wurde ihr denn auch
gewährt, so dass .sie auf den Richtplatz hinausgeführt wurde,
um dort enthauptet zu werden.

„Leichten Schrittes ging sie einher, gefolgt von dem
gedankenlosen und lärmenden Volke. Sie sah den Theophilus
am "Wege stehen, der kein Auge von ihr wandte. Ihre
Blicke begegneten sich, Dorothea stand einen Augenblick
still und sagte anmuthig zu ihm: 60 Theophilus, wenn Du
wüsstest, wie schön und herrlich die Rosengärten meines
Herrn sind, in welchen ich in wenigen Augenblicken wandeln
werde, und wie gut seine süssen Aepfel schmecken, die dort
wachsen, Du würdest mit mir kommen'!

„Da erwiederte Theophilus bitter lächelnd: 'Weisst Du
was, Dorothea? Sende mir einige von Deinen Rosen und
Aepfeln, wenn Du dort bist, zur Probe!'

„Da nickte sie freundlich und zog ihres Weges weiter.
— Theophilus blickte ihr nach, bis die von der Abendsonne
vergoldete Staubwolke, welche den Zug begleitete, in der
Ferne verschwand und die Strasse leer und stille war.
Dann ging er mit verbülltom Haupte nach seinem Hause
und bestieg wankenden Schrittes dessen Zinne, von wo aus
man nach dem Argeusgebirge (am südlichen Ufer des Pon-
tus Euxinus) hinschauen konnte, auf dessen Vorhügeln einem
der Richtplatz gelegen war. Er konnte gar wohl ein dunkles
Menschengewimmel dort erkennen und breitete sehnsüchtig
seine Arme* nach jener Gegend aus. Da glaubte er im
Glänze der scheidenden Sonne das fallende Beil aufblitzen
zu sehen und stürzte zusammen, mit dem Gesichte auf den
Boden bingestreckt. Und in der That war Dorotheas Haupt
um diese Zeit gefallen.

„Aber nicht lange war er reglos so gelegen, als ein
heller Glanz die Dämmerung erleuchtete und blendend unter
Theophtfs Hände drang, auf denen sein Gesicht lag, und in
seine verschlossenen Augen sich ergoss wie ein flüssiges
Gold. Gleichzeitig erfüllte ein feiner Wohlgeruch die Luft.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0329