Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 323
(PDF, 167 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wittig: Gottfried Keller ein rationeller Spiritualist. 323

wo das andere weile und was es denke, und zugleich mit
ihm alle Kreatur und alles Dasein mit süsser Liebe um-
fasste. Dann suchten sie sich wieder mit wachsendem Verlangen
, das keinen Schmerz und keine Ungeduld kannte;
sie fanden sich und wallten wieder vereinigt dahin, oder
ruhten im Anschauen ihrer selbst und schauten die Nähe
und Ferne der unendlichen "Welt. Aber einst geriethen sie
in holdestem Vergessen zu nahe an das krystallene Haus
der heiligen Dreifaltigkeit und gingen hinein; dort verging
ihnen das Bewusstsein, indem sie, gleich Zwillingen unter
dem Herzen ihrer Mutter, entschliefen und wahrscheinlich
noch schlafen, wenn sie inzwischen nicht wieder haben
hinauskommen können." —

Das ist wie voll märchenhaften Duftes und Zaubers,
das durchsichtigste und keuscheste aller heiligen Geheimnisse
des Himmels in der höchsten poetischen Bilderfülle
der lichten Erdenwirklichkeit. Wir haben lange über dieses
Geheimniss unseres ewigen Lebens nachgesonnen und uns
stets verwundert, wie so es komme, dass die sich uns angeblich
mittheilenden Geister des Jenseits, selbst in Cirkeln
reinsten Strebens und höchster Bildung, in der Schilderung
ihres ewigen Lebens niemals über das poetische Märchengewebe
unserer irdischen Bilderwelt hinausgelangen. Hier
vereinigen sich Poesie und Glaube mit den höchsten Vernunftideen
zu einer abbildlichen Dreieinigkeit der urewigen
Gottheit! — Gottfried Etiler glaubt sicher nicht an die
Facta seiner Legende, selbst nicht in unserem durch Dr.
Fahnestock modificirten Sinne, und doch, welche herrliche
Ausblicke hat er uns in ein ewiges Leben des Jenseits wie
mit einem Zauberschlage eröffnet!

Ein mit seiner eigensten Lebensgeschichte verknüpfter
merkwürdiger Zufall hat vor Kurzem dem Schreiber dieses
eine ähnliche Jenseits-D i c h t u n g aus dem Nachlasse einer
verstorbenen Schwester seiner zweiten Frau in einem Städtchen
des sächsischen Erzgebirges in die Hände gespielt, die
er noch heut und wohl für alle Zeit als den höchsten poetischen
Erguss eines unbekannten Dichtergemüthes zu schätzen
sich bewogen fühlt. Ueber die darin gezogene feine Grenzlinie
hinauszugehen, welche am JEtande der beiden Welten
des Jenseits und Diesseits mäandrisch hinläuft, dürfte sich
selbst für sich angeblich direct offenbarende Medien-Geister
einer höheren und besseren Welt schwerlich als ausführbar
erweisen, ohne in gefährliche Trivialitäten zu verfallen. Wir
wollen dieses4 hohe Lied eines modernen Unsterblichkeitsgläubigen
zu Nutz und Frommen mancher ehrlichen Skeptiker
wie Gläubigen mittheilen, ohne bis jetzt noch trotz aller ße-


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