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Wittig: Gottfried Keller ein rationeller Spiritualist. 325
in folgenden Hymnus des Unsterblielikeitsglaubens
verwandelt hat: —
Des Obtens Gefilden
Gleicht meine Seele,
Darauf lächelt ein ewiger Frühlingstag,
Wo jede Blume,
Die Gottes Hände
Zur Erde nur warfen, Dir blühen mag!
Eine noch fehlte:
Die Blume des Glaubens,
Des Glaubens, der vor dem Grabe nicht schreckt!
Nun knospet auch diese,
Nun blühet auch diese,
Denn Deine Liebe hat sie erweckt!
Ja, Deine Liebe,
Du Braut meines Herzens;
Sie offenbarte mir, was der Verstand
In seinem Stolze,
In seiner Allmacht
Niemals begriff und niemals fand!
Das Grab Ut nicht dunkel,
Unser Auge nur ist es!
Geblendet vom Glänze, vei mag's nicht zu schau'n:
Vom Glanz, der in gold'nen
Strahlenfluthen
Entströmet des Jenseits himmlischen Au'n!
Nicht der Verwesung
Düstere Kammer
Bist Du, o Sarg; nur ein leichter Kahn,
Der uns von schöner
Erde, süss schaukelnd,
Fährt zu noch schönerem Ufer hinan!
Aber dies Eine
Möcht' ich noch wissen:
Wo nur liegt es, das himmlische Land?
Wie gestaltet
Leben wir dorten
Jenes Leben, das imbekannt?
Wie von Aste zu Aste
Das Nachtigallpärchen,
Flieg' ich von Stern zu Stern einst mit Dir?
Oder durchkreisen
Der Ewigkeit Weilen
Gleich einem Schwanenpaar wir?
Wer von unseren Lesern vermag wohl eine gewissere
Auskunft zu ertheilen? Eins geht aus diesen beiden Dichtungen
mit vollster Evidenz für jeden tieferen Sachkenner
hervor, dass bis jetzt noch kein spiritistisches Medium eine
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