Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 335
(PDF, 167 MB)
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Der naive Geisterglaube im japanesischen Zauberspiegel. 335

Der naive Geisterglaube im japanesischen Zauberspiegel.

Moderne Spiritualisten und Spiritisten können vielleicht
mitsamint ihren skeptischen Gegnern, welche nämlich nur
auf gleicher Stufe einer bloss oberflächlichen und nicht
gründlich wissenschaftlichen und vergleichenden Beobachtung
der mediumistischen Phänomene stehen, vielleicht ihre eigenen
naiven Erfahrungen auf diesem Gebiete in folgender japanesischer
Spiegel-Anekdote wiederfinden. Die Japanesen
sollen als Franzosen des Ostens keineswegs wie die
Franzosen des Westens allgemein ihr Spiegelbild kennen,
ISach ihrem Glauben kämen die Spiegel nur den Göttern
zu, welche darin den Widerschein selbst der flüchtigsten
menschlichen Gedanken erschauten. Dem Volke sind die
Spiegel unbekannt. Daher erklärt sich die Geschichte des
nachstehenden naiven Irrthums: —

Ein armer djin-rf ki, d. h. einer jener Läufer, welche
in Japan zugleich als Kutscher und als Pferd dienen, da
sie selbst die Reisenden in einer Art zweirädriger Karren
aus Bambus, den dort landesüblichen Droschken, ziehen,
fand in einer Strasse Nagasakis einen reizenden kleinen
Handspiegel mit ciselirtem ^silbernen Rahmen, den jedenfalls
irgend eine englische Miss verloren hatte. Da er nicht
wusste, was es war, — denn er hatte noch nie einen Spiegel
gesehen, — rief er mit plötzlicher Rührung, als er sein Gesicht
erblickte: „Ist es möglich? . . . mein armer Vater erscheint
mir! . . . O, Wunder über Wunder! er ist es, wie
er leibt ^nd lebt!" — Ganz glücklich und doch mit einem
frommen Schauder verbarg er den Spiegel an seiner Brust
und eilte heim. Mit ächt japnnesiseber Vorsicht hütete er
sich jedoch, seinen Fund, den er für ein Stück verzauberten
Metalls hielt, seiner Frau zu zeigen. Da er andererseits
aber auch nicht wagte, seinen kostbaren Schatz immer bei
sich zu tragen, aus Furcht, denselben bei einem schnellen
Laufe zu verlieren, versteckte er ihn in einem grossen leeren
Thongefäss und häufte alle Kleidungsstücke, die er besass,
darüber auf. Zehnmal täglich verliess er aber von nun an,
von Unruhe getrieben, seine Strassenecke auf die Gefahr
hin, die Kunden zu versäumen, um sich in seiner yasiki —
seiner hölzernen Hütte — einzuschliessen und die Züge
'seines Vaters' zu betrachten.

Dieses ungewohnte Benehmen verfehlte nicht, den Argwohn
seiner Frau zu erregen; denn die Japanesinnen machen's
nicht besser, als die Anderen, sie verlangen von ihren Männern
strenge Rechenschaft über all ihr Thun und Lassen. Trotz
der einschmeichelndsten Fragen Hess sich der djin-ri' ki


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