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374 Psychische Studien* X. Jahrg. 8. Heft. (August 1883.)
nicht konstatiren. Eine solche Erklärung ist die Folge
einer maasslosen Vertrauensseligkeit.
Neuntens mögen die Heilmagnetiseure ihre Fähigkeit
zu heilen vor staatlichen medizinischen Kommissionen dar-
thun und sich von denselben Zeugnisse über ihre Fähigkeiten
ausstellen lassen. Nur auf diesem Wege können sie
zu allgemeinem Ansehen gelangen, anderenfalls werden sie
von den meisten doch nur den Kurpfuschern und Schwindlern
gleichgeachtet. Man wird diesen Medien die Zulassung
zur Prüfung nicht verweigern; und sollte man es thun, so
sollten sie dieselbe immer wieder beantragen. Wenn sie
wirklich die Fähigkeit zu heilen besitzen, so werden sie
schon zum Ziele gelangen, wie ja auch Hansen schliesslich
allgemeine Anerkennung seiner Leistungen zu theil geworden
ist. Freilich, wenn die Leistungen der Heilmagnetiseure
nur fragliche sind, so dass man ihnen entgegnen kann, dass
die Natur sich selbst geholfen habe, dann werden sie schwerlich
den Sieg davon tragen. Es kommt darauf an, Heilungen
zu bewirken, welche lediglich ihrer medialen Kraft zugeschrieben
werden können. Es ist gar nicht nöthig, dass
ihnen in allen Fällen derartige Heilungen gelingen; denn
auch die allopathischen Aerzte vermögen nicht in allen
Fällen Heilungen zu bewirken.
Man kann den Anhängern des Mediumismus weder
Eührigkeit, noch Fleiss, noch Ausdauer absprechen; nur
scheint es mir, dass eine viel strengere Kritik in den Kreisen
des Mediumismus walten sollte. Die wissenschaftliche Kritik
soll eine rücksichtslose sein. Entweder man unterlasse oder
verschweige das Experiment, wo es die Liebe gebietet; nur
diese Rücksicht ist vernünftig. Wo aber etwas der Oeffent-
lichkeit angehört, ist es Sache der Wissenschaft, auf die
Mängel in Hinsicht der Wahrheit jeder Art hinzuweisen.
„Zwei Bettler hinter dem Vorhang."
Beitrag zur Verbreitungsfrage des Spiritismus.
Als ich mich zu Anfang dieses Jahres eine Zeitlang
in Hamburg authielt, schlug mir eines Abends ein Bekannter
vor, einmal nach der Baptistenkapelle in Altona zu gehen,
um dort den Vortrag eines Wanderpredigers anzuhören.
Da ich bis dahin noch keinen Baptisten hatte predigen
hören, willigte ich ein, zumal der Titel: „Zwei Bettler hintei
dem Vorhang" mir nichts weniger als inhaltsleer, im Gegenteil
sehr viel versprechend schien. — Ich erlaube mir nun,
in abgekürzter Form, aber mit des Herrn Vortragenden
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