Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 375
(PDF, 167 MB)
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F. M.: Zwei Bettler hinter dem Vorhang*

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eigenen Worten, den Lesern der „Psychischen Studien" den
genannten Vortrag zu unterbreiten, in der Ueberzeugung,
dass das Referat manchen interessiren wird. — Indem ich
die Wiedergabe der dem Vortrag vorangehenden Gesänge
und Worte ausser Acht lasse, wende ich mich gleich zum
eigentlichen Vortrag: —

In der Einleitung ging der Herr Prediger von den verschiedenartigen
Vorhängen: Theater Vorhang, Vorhang im
Tempel zu Jerusalem etc. aus. Wenn diese aufgezogen
würden, sähe man alle die sich auf der Bühne, resp. im
Allerheiligsten befindenden Herrlichkeiten, nach dem Niederlassen
der Vorhänge aber wäre für uns, die Zuschauer,
alles verschwunden, obwohl ja in Wirklichkeit hinter dem
Vorhang noch alle Piacht and Herrlichkeit fortbestände.
Aber dergleichen reale Vorhänge meine er nicht, sondern
jenen grossen Vorhang, welcher das Diesseits vom Jenseits
trenne: das Grab.

„Mit diesem Vorhang wollen wir uns nun näher beschäftigen
und zwar in Hinblick auf Lucas Oap. 16, Vers
19—31, wo verzeichnet steht die Geschichte, welche Sie alle
kennen, vom reichen Mann und armen Lazarus. Diese sind
unsere „zwei Bettler hinter dem Vorhang.".

„Betrachten wir die beiden zunächst im Leben, vor
dem Vorhang, so lehrt uns die Bibel, dass der reiche Mann
„sich mit Purpur und köstlicher Leinwand kleidete und alle
Tage herrlich und in Freuden lebte." Er braucht also nicht
zu betteln bei den Menschen und glaubt daher der Bitte
und des Gebetes auch bei Gott überhoben zu sein. Der
arme Mann dagegen, Lazarus d. i. „Gott helf!" „lag vor
seiner Thür voller Schwären und begehrte sich zu sättigen
von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen:" er
bat bei Gott und bettelte bei den Menschen. Beider Verhalten
kann auf folgende Weise illustrirt werden. Auf
meinen Reisen habe ich nämlich unter anderem auch Beobachtungen
über die Schifffahrt, speziell über die Bootfahrt
angestellt und habe gefunden, dass nirgends so verständig
gefahren wird als in Hamburg. Denn überall, wohin ich
gekommen bin, fuhren die Leute rückwärts sitzend, will
sagen, sie hatten den Blick nach dem Hinterende des Bootes
gerichtet; die Hamburger Jollenführer aber fahren, indem
sie das Gesicht dem Vorderende dos Bootes zugekehrt haben.
Daher können sie auch so geschickt ihre Boote durch die
vielen Schiffe im Hafen hindurchführen, ohne gegen zu laufen.
So fährt auch jeder Mensch in seinem Lebenskahn entweder
rückwärts oder vorwärts schauend. Den reichen Mann können
wir nun mit einem rücklings Fahrenden vergleichen; er sah


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