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F. M.: Zwei Bottier hinter dem Vorhang,
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Evangeliums und durch Jesus Christus gegeben hat. Gottes
Wort zeigt uns denn nun hinter dem Vorhang den Reichen
„in der Hölle und in der Qual," wie er seine Augen aufhebt
und Abraham von ferne sieht und Lazarus in seinem
Schooss. Und er rief und sprach: „Vater Abraham, erbarme
dich meiner und sende Lazarum, dass er das Aeusserste
seines Fingers ins Wasser tauche, und kühle meine Zunge;
denn ich leide Pein in dieser Flamme." Jetzt ist der
reiche Mann ein Bettler geworden! Abraham aber spricht
zu ihm: „Gedenke Sohn, dass du dein Gutes empfangen
hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen
; nun aber wird er getröstet und du wirst gepeiniget.
Und über das Alles ist zwischen uns und euch eine grosse
Kluft befestigt, dass dia da wollten von hinnen hinab fahren
zu euch, können nicht, und auch nicht von dannen zu uns
hinüber fahren." Da sprach er: „So bitte ich dich, Vater,
dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe
noch 5 Brüder, dass er ihnen bezeuge, auf dass sie nicht
auch kommen an diesen Ort der Qual." Vergeblich ist
sein Bitten und Flehen; denn um den fünf Brüdern auf
ihrer verwegenen Fahrt im Lebenskahn ein „Halt!" und
„Kehrt um!" zu gebieten, steigt Lazarus nicht nieder, wie
denn überhaupt noch niemand 4uns vom Jenseits Kunde gebracht
hat, niemand von den Todten wiedergekehrt ist und
auch nicht wiederkommen wird. Daher höret Mosen und
die Propheten; wer denen nicht glaubt, glaubt auch nicht,
ob jemand von den Todten auferstünde! Aber auf deren
Worte hören die fünf Brüder — und mit ihnen der grösste
Teil der Menschen — nicht. Auch unter den Spiritisten
giebt es Tausende, die ein Jenseits und die geistige Welt
zwar anerkennen, aber welche nicht glauben, was Moses
und die Propheten sagen. Nicht das Tischrücken, nicht
das Geisterklopfen hilft Euch, sondern was Gott redet in
seinem Himmelsbrief, das ist genug! Gott ist treu und wahr,
daher verlangen wir auch nicht, während des Lebens hinter
den Vorhang zu schauen, und wir können es auch nicht.
Denn gleichwie das Eisen, wenn es heiss ist, roth glüht,
und nach dem Erkalten wieder schwarz und dunkel wird,
dabei aber Eisen bleibt und nicht etwa Gold geworden ist,
so auch bleibt der Mensch dasselbe nach dem Tode, was
er im Leben war; das soll heissen: hinter dem Vorhang
bekommt er keine neue Natur. Daher ist auch keine Verbindung
mit den Geistern vorhanden noch möglich, daher
ewige Trennung durch den Vorhang. Wir Menschen sehen
nichts ausser dem, was Gott uns durch sein heiliges Wort
hat erblicken lassen wollen."--
Tsycluscbe Süidicn* Angus* 1883. 20
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