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Professor Zöllner war kein Spiritist um jeden Preis.
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u. dgl. m. zu machen, dass man Anstand nahm, diese Manifestation
wahrheitsgetreu nach Breslau zu berichten. Dennoch
geschieht dies im Interesse der Aufrichtigkeit und zur Förderung
der Wahrheit. Mit Entrüstung über einen solchen
„Spottgeist" fühlt sich nun Herr Dr. Friese wiederum veranlasst
, einen warnenden Brief gegen Missbrauch des Mediums
durch Spottgeister zu schreiben und feierlich gegen
die ihm beigelegten Charaktereigenschaften zu protestiren.
Er schlösse daraus, dass jener Geist gar nicht Goeihe sei,
sondern irgend sonst ein böser Unhold sein müsse, der die
ganze Gesellschaft zum Besten habe. Wie zu erwarten
war, übertrug sich nun sehr bald der Kampf und die Verstimmung
der Geister auf die Menschen. Geheimrath Goethe
fuhr ruhig fort, weiter zu schimpfen, und so wurde ich denn
eines schönen Tages ahnungslos mit einer voluminösen Corre-
spondenz überrascht, welche ich lesen und darüber urtheilen
sollte.
„Ich bedauerte aufrichtig solche Resultate spiritistischer
Beschäftigungen bei zwei durchaus verständigen, intelligenten
und mir befreundeten Männern. Nach einiger Zeit konnte
ich es jedoch nicht unterlassen, mir folgenden kleinen Scherz
zu gestatten, der, gleichgültig welche Folgen sich daran
knüpfen würden, jedenfalls zur Belehrung und Warnung
für den blinden Glauben an spiritistisch vermittelte Behauptungen
dienen musste. Ich sandte nämlich die Zusammenstellung
der folgenden Sätze an denjenigen der beiden
Herren, bei welchen sich angeblich Goethe manifestiren sollte,
mit der Bitte, denselben zu fragen, ob die folgenden Worte
von einem hohen oder niedrigen Geiste herrührten und,
wenn er es wüsste, von wem sie niedergeschrieben seien.
Die betreffenden Worte waren folgende: —
„Dass Newton aus lauter falschen Prämissen keine wahren
„Polgerungen ziehen konnte, verstebt sich von selbst...
„Dass wir ein Muster von sophistischer Entstellung
„der Natur kennen lernten. . . . Anstatt einzusehen und einzugestehen
, dass seine bisherige Darstellung durchaus falsch
„sei, sagt er ganz naiv . . . ohne dass die Welt, die hundert
„Jahre seine Lehre nachbetet, den Taschenspielerstreich
„gewahr wird. . . Man könnte sich's wirklich zur Sünde
„lechnen, die selige Ueberzeugung der Newton'sehen Schule,
„ja überhaupt die himmlische Ruhe der ganzen halb unterrichteten
Welt in und an den Credit dieser Schule zu
„stören. . . Noch einiger andern wunderlichen Con-
^s equenzen, die aus der Newton'schen Lehre herüiessen,
„müssen wir erwähnen. . . Denn sehr künstlich ist diese
„Bemerkung hier angebracht . . # um seinenHokuspocus
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