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396 Psychische Studien. X. Jahrg. 9. Heft. (September 1883.)
„Light" erschienen.*) Das Folgende dürfte jedoch unseren
Lesern neu sein: —
„Schon mehrere Jahre lang haben die Mitglieder dieses
Comite's (für Gedankenlesen) Beweise gesammelt über die
noch dunkle, aber wichtige EVage einer sogenannten übersinnlichen
Wahrnehmung. Vereinzelte Thatsaehen,
auf die wir von Zeit zu Zeit im Gange unserer eigenen
Beobachtungen stiessen, oder die uns von zuverlässigen
Zeugen berichtet wurden, leiteten uns zum Zweifel an der
Zuverlässigkeit der populären physiologischen Erklärungen,
welche alle Fälle hinwegdeuteln, und ermuthigten uns zur
beharrlichen weiteren Untersuchung, welche sich uns in
folgender Fassung darstellte: —
„Giebt es, oder giebt es keinen, vorhandenen oder erreichbaren
Beweis, welcher einer ehrlichen physiologischen Kritik
Stand hält, um den Glauben zu unterstützen, dass ein lebhafter
Eindruck oder eine bestimmte Vorstellung in dem
einen Geiste mitgetheilt werden könne einem andern Geiste
ohne die Vermittelung und Hilfe der anerkannten Sinnesorgane
? Und wenn ein solcher Beweis gefunden ist, wird
der Eindruck aus einem seltenen oder theilweise entwickelten
und bisher unbekannten Sinnesorgane herzuleiten sein, oder
ist die geistige Wahrnehmung direkt ohne eine vorhergehende
Sinneswahrnehmung hervorgerufen worden ? Die Natur
und die Gesetze solcher direkten Einwirkung von Geist
auf Geist bilden selbstverständlich einen Gegenstand von
längerer fortgesetzter Discussion und Erforschung, sobald
sich Beweise zu seinen Gunsten hinreichend angehäuft haben.
Der Zweck des vorliegenden Berichts ist, die erste Aufstellung
der Beweise, welche wir bis jetzt über diesen Gegenstand
gesammelt haben, unseren Lesern mitzutheilen, so
dass, wenn die Thatsachen in genügender Menge beisammen
sein werden, ein verständiger Schluss daraus gezogen werden
könne.
„Der gegenwärtige Standpunkt wissenschaftlicher Meinungen
in der ganzen Welt ist nicht nur jedem Glauben
an die Möglichkeit der Uebertragung einer einzelnen Geistesvorstellung
ohne die gewöhnlichen Sinneskanäle feindselig,
sondern im Allgemeinen sogar jeder Untersuchung des Gegenstandes
zuwider. Jeder leitende Physiolog und Psycholog
hat bis zur Zeit das, was aus Mangel an einer besseren
Bezeichnung „Gedankenlesen" genannt worden ist, in die
*) Siehe den Artikel „Gedankenlesen** im März-Heft d. J. —
Die Beel
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